Dieses Wohnhaus mit acht Einheiten soll demnächst in bis zu hundert Gemeinden errichtet werden.

Visualisierung: AMM

Die Aufregung war groß, als der damalige niederösterreichische Wohnbaulandesrat Wolfgang Sobotka vor einigen Monaten Pläne für eine "Billigschiene" im niederösterreichischen Wohnbau verlautbarte. Einhundert Häuser zu je acht Wohneinheiten sollten geschaffen werden, möglichst günstig, es sollten die billigsten Neubaumieten Österreichs herauskommen.

Dann wurden erste Visualisierungen des "Wohnbaus von der Stange" veröffentlicht, und diese sorgten dafür, dass sich die Architektenschaft besorgt in die Diskussion einschaltete (der STANDARD berichtete). Überarbeitungen folgten, mittlerweile haben die Visualisierungen mit der ersten Version nicht mehr viel gemein.

Lehrveranstaltung erarbeitet Vorschläge

Vor allem aber sorgte die Aufregung dafür, dass das Land Niederösterreich zusicherte, eine Kooperation mit der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien einzugehen. Eine Lehrveranstaltung namens "Anders günstig" am Institut für Architektur und Entwerfen erarbeitet seit März Vorschläge für Kostenreduktionen anhand von fünf konkreten, vom Land bereits fixierten Standorten in den Gemeinden Großmugl, Gmünd, Ardagger, Waidhofen/Ybbs und Semmering.

Irene Ott-Reinisch, die gemeinsam mit Paul Rajakovics den Lehrgang leitet, berichtet von spannenden Ideen und ist über manche "sehr aktive" Bürgermeister, die "eine gute Rolle in dem Ganzen spielen", sehr erfreut.

Wie berichtet, sollen die Ideen der TU-Studierenden aber allenfalls erst in einer zweiten Phase der Sonderwohnbauoffensive zum Tragen kommen. Zunächst will das Land die von den Architekturbüros Gschwantner ZT und AMM (Anne Mautner Markhof) erdachten Pläne umsetzen.

Geklärte Punkte

Die Standorte sollten eigentlich schon vor einigen Wochen bekanntgegeben werden, wegen des Wechsels in der Landesregierung – anstelle von Initiator Sobotka übernahm Johanna Mikl-Leitner das Wohnbauressort – kam es hier aber zu Verzögerungen.

Alfred Graf, Landesobmann der stark involvierten niederösterreichischen Gemeinnützigen, kann nun aber von zahlreichen bereits geklärten Punkten berichten. So wurden etwa mit der niederösterreichischen Gemeindeaufsicht Musterverträge erarbeitet, "damit an den einzelnen Standorten nicht alles mühsam neu verhandelt werden muss".

Drei Gemeinnützige sind im Boot, darunter die Gedesag mit Sitz in Krems, bei der Graf Geschäftsführer ist. Sie wird im Herbst mit dem Bau des ersten Hauses beginnen. Wo das stehen wird, kann Graf noch nicht sagen, weil er dem dort nötigen Gemeinderatsbeschluss nicht vorgreifen will. Anfang 2017 sollte das erste Wohnhaus aber bezugsfertig sein. Es wird ein Holzbau sein, "das hat sich nämlich als günstiger als ein Massivbau herausgestellt".

280 Euro brutto im Monat

Die Wohneinheiten sind 58 m² groß, werden neben Wohn- und Schlafzimmer laut Graf auch "ein kleines Kinderzimmer" beinhalten und sollen monatlich nur 280 Euro inklusive Umsatzsteuer kosten, plus einem einmaligen Finanzierungsbeitrag von maximal 2000 Euro. Auf Balkone wurde verzichtet, Kellerabteile und Fahrradabstellplätze gibt es in einem Nebengebäude. Geheizt wird mit Strom, bei einem Heizwärmebedarf von etwa 30 kWh/m²/Jahr (Niedrigenergie) sollte man laut Graf aber mit "250 bis 300 Euro Heizkosten im Jahr" das Auslangen finden. Auf dem Dach sind Fotovoltaikpaneele geplant.

Der Baurechtszins, den die Gemeinden bekommen, soll sich auf einen symbolischen Euro pro Grundstück und Jahr beschränken. Nach 65 Jahren sollen die Häuser dann ins Eigentum der Gemeinden übergehen. Für jede zweite Wohnung haben Land bzw. Gemeinde das Einweisungsrecht. Um bedarfsgerecht vergeben zu können, werden die Einkommensgrenzen "nahezu halbiert". (Martin Putschögl, 10.6.2016)