In der Josefstadt hat Vestwerk 15 Luxuswohnungen in einem ehemaligen Zinshaus geplant.

Visualisierung: Vestwerk

Hinter dem Westbahnhof will Avoris 19 Luxuswohnungen realisieren. Manche Kleinanleger wollen sich das Projekt vorab anschauen, andere bleiben lieber anonym.

Visualisierung: Avoris

"In der ersten Woche haben wir die Webseite ständig aktualisiert", erzählt man bei Avoris: Der Immobilienentwickler hat mit dem Projekt Viktoriahof vor kurzem erstmals auf Immobilien-Crowdfunding gesetzt – und konnte anfangs selbst nicht glauben, wie viel Geld damit hereinkam.

Sechs Prozent Zinsen werden Investoren für eine Laufzeit von vier Jahren auf der Plattform Home Rocket versprochen. Mindestens 50.000, höchstens 500.000 Euro sollten mit diesem Versprechen gesammelt werden. Das kam an: Bis vergangene Woche wurden knapp 430.000 Euro von 216 Investoren lukriert.

Das Geld fließt in die Sanierung eines Zinshauses in der Viktoriagasse im 15. Bezirk, dessen Dachgeschoß nun ausgebaut wird. 19 Luxuswohnungen mit 47 bis 134 Quadratmetern sind geplant.

Weitere Projekte geplant

Auf dasselbe Pferd setzt nun auch die Crowdfunding-Plattform Conda, die Immobilien-Crowdfunding früher kategorisch ablehnte. "Die Nachfrage vonseiten der Investoren ist heute einfach da", sagt Andreas Karg von Conda. Und Projektentwickler und Bauträger würden sich zunehmend dafür interessieren. Auch in anderen Ländern will Conda Immobilien-Crowdfunding anbieten. Und in Österreich sind laut Karg weitere Projekte geplant – auch in den Bundesländern sowie Objekte mit gemischter Nutzung.

Ins Ausland schaut man auch bei Home Rocket: Derzeit läuft die Firmengründung in Deutschland. Geht alles glatt, wird noch vor dem Sommer das erste Projekt in Berlin präsentiert. "In Österreich ist das Thema mittlerweile angekommen", sagt Geschäftsführer Wolfgang Deutschmann. Verlief die Finanzierung der ersten Projekte vor einem Jahr noch holprig, wurde die Fundingschwelle für den Viktoriahof nun schon in nur einer Woche erreicht.

Mindestens 100 Euro nötig

Ob ein solcher Erfolg auch Conda beschieden ist, wird sich zeigen: Der Bauträger Vestwerk sucht seit wenigen Tagen nach Kleinanlegern für das Projekt "The Son", ein bestandsfreies Gründerzeithaus in der Josefstadt, in dem 15 Luxuswohnungen und ein Penthouse entstehen sollen. Der Quadratmeterpreis liegt im Schnitt bei 8500 Euro. Das Penthouse wird mehr als vier Millionen Euro kosten. Derzeit warten die Developer auf die Bauverhandlung.

Für Privatinvestoren lag das Limit bei Vestwerk früher bei 100.000 Euro – dank Crowdfunding sind es nun nur noch 100 Euro, die mindestens aufgebracht werden müssen, berichtet Maximilian Kneussl von Vestwerk: "Das Thema Immobilieninvestment wird einer breiten Masse zugänglich. So erschließen wir eine neue Zielgruppe."

"Early Birds" wird eine jährliche Verzinsung von sechs Prozent versprochen, Späteinsteiger bekommen fünf Prozent. Die Fundingschwelle liegt bei 150.000 Euro, das Limit bei 500.000.

Ausfinanzierte Projekte

Beide Entwickler betonen, dass die Projekte ohne das Geld der Crowd ausfinanziert sind – und daher auch im Fall eines Misserfolgs realisiert werden. Das ist für die beiden Plattformen auch Voraussetzung: "Wir lehnen viele Projekte ab", sagt Deutschmann.

Unkompliziert ist der Umgang mit den Kleinanlegern jedenfalls nicht: "Wir versuchen, die Abwicklung zu standardisieren", sagt Florian Dietz von Vestwerk. Crowdfunding soll auch in Zukunft eine Rolle bei der Finanzierung von Projekten spielen. "Würden wir das nur bei einem Projekt machen, wäre der Aufwand groß."

Beim Avoris-Projekt kommen 90 Prozent der Anleger aus Österreich, der Großteil aus Wien. Der Rest ist aus Deutschland. Zwei Investoren sind aus den Niederlanden und der Schweiz. Im Durchschnitt haben sie 2000 Euro investiert. Auch bei Vestwerk hofft man, mit der prominenten Lage ausländische Anleger anzulocken.

Noch ein weiteres Projekt ist seit kurzem am Start: Auf der Plattform Immofunding kann in ein Projekt in Graz investiert werden. Bei der Entscheidung, in welches Projekt investiert wird, raten Experten allgemein zur Vorsicht: Das Geld der Crowd wird mittels Nachrangdarlehen vergeben. Scheitert das Projekt, ist das Geld weg. "Aber die Chance eines Totalausfalls ist bei einer Wohnimmobilie gering", meint Kneussl.

Baustellenfest geplant

Denn auch die Crowd braucht Wohnraum: Unlängst hat sich ein Anleger vom Viktoriahof dort für eine Wohnung interessiert. Um die Kleinanleger miteinzubeziehen, wird es im Juli ein Baustellenfest geben. Eine Baustellenführung kann man sich bei entsprechender Nachfrage auch bei Vestwerk vorstellen.

Ob es die gibt, ist fraglich: Ein Teil der Anleger schaut sich das Projekt zwar vorab in natura an, viele bleiben aber lieber anonym: "Wir hatten früher eine Hotline", so Deutschmann, "aber da hat nie jemand angerufen." (Franziska Zoidl, 12.6.2016)