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Unzyklische Sportarten, bei denen es zu plötzlichen Anstrengungen kommt, etwa Tennis oder Squash, sind bei Herzkrankheiten weniger geeignet. Ideal sind Radfahren, Walken, Laufen oder Schwimmen.

Foto: dpa/Paul Zinken

Einen Irrglauben könnte man es nennen: Wer herzkrank ist, muss sich schonen, darf sich nicht anstrengen. "Doch genau das Gegenteil ist der Fall", sagt Johann Altenberger, medizinischer Leiter des Rehabilitationszentrums Großgmain, "Bewegung ist auch für Herzkranke wichtig." Regelmäßiges Training führt zur Senkung der Herzfrequenz in Ruhe, dadurch wird das Herz entlastet. "Der Sport wirkt zwar auch auf den Herzmuskel, überwiegend wird jedoch die Skelettmuskulatur trainiert", sagt Altenberger, "dadurch wird Muskelabbau verhindert. Aktive Muskeln nehmen Sauerstoff besser auf, können Nährstoffe besser verarbeiten und ersparen dem Herzen dadurch belastende Mehrarbeit."

Ungeübte müssen Sport erst lernen. Deshalb sei die ärztliche Aufsicht anfangs wichtig. "Viele Patienten sind unsicher, deshalb wird ihr körperlicher Zustand bei uns getestet, und dann verschreiben wir die Dosis Bewegung, die ihren Körpern guttut", sagt Altenberger. Das kann Radfahren, Walken, Laufen oder Schwimmen sein. Unzyklische Sportarten, bei denen es zu plötzlichen Anstrengungen kommt, etwa Tennis oder Squash, sind weniger geeignet.

Routine bekommen

Zusätzlich zum Ausdauersport, stärkt moderates Krafttraining das Herz, anfangs reicht schon der eigene Körper als Gegengewicht, sagt Altenberger. Herzpatienten sollten besonders gemächlich mit ihrem Training beginnen: "Je nach körperlichem Zustand sind anfangs schon fünf bis zehn Minuten Bewegung, dreimal pro Woche ausreichend. Später kann man die Einheiten auf 30 Minuten, drei- bis fünfmal in der Woche steigern. Wichtig ist, dass regelmäßig trainiert wird."

Wer schon vorsorglich auf seine Herzgesundheit achten will, etwa weil ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten in der Familie liegt, sollte sich laut WHO-Empfehlung mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen. Zu zweieinhalb bis drei Stunden pro Woche mit mittlerer Intensität als Mindestmaß an Bewegung rät auch der Sportmediziner Robert Fritz, dazu zählt jede Ausdauersportart, die Spaß macht. "Wer völlig unsportlich ist, kann damit anfangen, am Wochenende etwas länger spazieren zu gehen", sagt Fritz. Wer besser in Form ist, braucht einen höheren Trainingsreiz. "Um herauszufinden, ob man zu wenig intensiv unterwegs ist oder seinen Körper zu sehr fordert, ist die Kontrolle der Herzfrequenz ratsam."

Der familiäre Hintergrund ist bei Herzkrankheiten ein Risikofaktor, "es gibt aber noch viele weitere", sagt Fritz, "Cholesterin, Blutdruck, Blutzucker, Übergewicht, Rauchen und Stress. Wenn nur einige davon zutreffen, sollte man unbedingt regelmäßig sporteln." Wer mit dem Training loslegen will, sollte sich aber vorher durchchecken lassen, "um sicherzugehen, dass das Herz ausreichend belastbar ist." (Bernadette Redl, 13.6.2016)