Das weltweit erste in Holzbauweise errichtete großvolumige Passivhaus-Studentenwohnheim wird derzeit in Leoben gebaut. Im Oktober 2016 wird es eröffnet. Dann bietet es Platz für mehr als 200 Studierende.

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Das Wohnheim Greenbox entsteht am Martin-Luther-Kai.

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300 Heimplätze entstehen am Kreuzfeldweg. Für Studierende soll es zudem ein Kino und einen Beachvolleyballplatz geben.

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Als einzige österreichische Stadt, die nicht gleichzeitig auch eine Landeshauptstadt ist, hat Leoben eine Universität mit internationalem Ruf. Am Stichtag 15. Juni 2016 waren an der Montanuniversität 3754 Studierende gemeldet. Diese Zahl sorgt in der 24.800-Seelen-Stadt in der Obersteiermark für Nöte auf dem Wohnungsmarkt für Hochschüler.

Tendenziell wird sich die Situation auch in den nächsten Jahren nicht ändern. "Wir wachsen, deshalb werden die Studierendenzahlen auch in Zukunft weiter steigen", heißt es von der Montanuniversität selbst.

Eine Besonderheit ist dabei, dass laut kürzlich erschienener Sozialerhebung unter Studierenden im Jahr 2015 neben Salzburg auch in Leoben mit 18 Prozent besonders viele Studenten in Wohnheimen leben.

Um sich auf die wachsenden Studierendenzahlen einzustellen, ist auf dem Wohnmarkt für Studenten aktuell viel in Bewegung geraten. Derzeit werden gleich drei neue Studentenwohnheime gebaut. Und auch in letzter Zeit habe sich viel getan: "In der jüngeren Vergangenheit wurden viele Wohnmöglichkeiten für Studenten geschaffen", heißt es aus der Presseabteilung der Universität. Dort empfiehlt man den Studierenden, sich schon früh um einen Heimplatz zu kümmern.

Passivhaus in Holzbauweise

Früh bewerben sollte sich etwa, wer im OeAD-Gästehaus Mineroom einen Platz bekommen will. Im Oktober 2016 werden dort die ersten Zimmer bezogen. Das Passivhaus in Holzbauweise mit Fotovoltaikanlage auf dem Dach wird zur Herberge für 201 Studierende. Je nach Vorliebe können die Studenten in zwölf bis 14 Quadratmeter großen Einzelzimmern, Wohngemeinschaften zu je drei bis fünf Einzelzimmern oder kleinen Garçonnièren unterkommen. Alles inklusive kostet ein Zimmer zwischen 350 und 390 Euro im Monat. Daneben gibt es Gemeinschaftsbereiche wie einen Fitness- und Partyraum.

"Auffallend ist auch die Architektur des energieoptimierten Gebäudes", sagt Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-Wohnraumverwaltung. Unter dem Motto "Stuben für Kumpel" hat das Architekturbüro aap.architekten versucht, die Geschichte des Bergbaus, die mit der Stadt und Universität seit vielen Jahren verbunden ist, in das Gebäude einfließen zu lassen.

Inspiriert wurde das Wohnheim etwa von den Farben des Erzgesteins. Um besonders viel Tageslicht in das Gebäude zu bringen, durchbrechen die Gänge, von den Architekten auch Stollen genannt, die Holzschalungen der Außenfassade. So werden Gang- und Stiegenflächen ganz natürlich beleuchtet.

Zehn Minuten sind es mit dem Fahrrad vom Mineroom in der Josef-Heißl-Straße 26 bis zur Montan-Uni.

Schwierige Wohnsituation

"Für Studenten in Leoben ist die Wohnungssituation derzeit schwierig", sagt Ulrich Pieper von Greenbox. Auch der gemeinnützige Servicedienstverein für Fachhochschüler und Studenten (SFS), der bisher vier Greenbox-Studentenwohnheime in Graz betreibt, errichtet deshalb zurzeit ein Wohnheim für Leobener Studierende.

Anders als viele andere Wohnheime besteht die Greenbox in Leoben nicht aus der klassischen Zusammensetzung "Zimmer und Gemeinschaftsbereiche", sondern aus Wohngemeinschaften. Dabei leben immer zwei bis drei Studierende gemeinsam in einer WG, jeder wohnt in einem Einzelzimmer. Geteilt werden – wie in jeder anderen WG – Küche und Bad. "Zusätzlich gibt es aber noch Gemeinschaftsräume für alle Studierenden im Wohnheim", erklärt Pieper. Dort können Partys oder andere gemeinschaftliche Aktivitäten stattfinden. Ein Zimmer wird monatlich um die 300 Euro kosten.

Fertiggestellt wird die Greenbox im Herbst 2017. Ab dann gibt es 72 Zimmer im Alt- und 41 Zimmer im Neubau, die von Studierenden bezogen werden können. Zu Fuß gelangt man von der Greenbox am Martin-Luther-Kai 8 in nur vier Minuten an die Montanuniversität.

Das dritte Wohnheimprojekt, das derzeit in Leoben errichtet wird, steht an der Adresse Kreuzfeldweg 3 und wird von der KBG Errichtungsgesellschaft betrieben. Gleich 300 neue Plätze entstehen dort für Studierende, berichtet Geschäftsführer Hermann Harg. Aufgrund der starken Nachfrage habe man sich für den Bau eines Studentenwohnheims im steirischen Leoben entschieden, sagt Harg weiter.

"Smart Living" in Leoben

Wie die Greenbox soll auch dieses Wohnheim im Herbst 2017 fertiggestellt werden. Das Konzept läuft unter dem Stichwort "Smart Living", erklärt Harg, "wir errichten große Zimmer und Apartments mit integrierter Küche". Zusätzlich wird den Studierenden ein Beachvolleyballplatz und ein Kino zur Verfügung stehen. Die Preise für ein Zimmer im Kreuzfeldweg 3 beginnen bei 380 Euro monatlich. Mit dem Fahrrad brauchen die Studierenden fünf Minuten zur Montanuniversität.

Die Distanz vom Wohnheim zur Universität scheint für die Studenten besonders wesentlich zu sein. So hat beispielsweise die Studierenden-Sozialerhebung ergeben, dass Studenten mit der Lage ihrer Wohnunterkunft häufig unzufrieden sind. Auch die befragten Leobener Studierenden, die vergleichsweise kurze Wege zu Universität haben, sind überdurchschnittlich häufig unzufrieden mit der Lage ihrer Wohnunterkunft. Eventuell ändert sich diese Unzufriedenheit mit der Errichtung der drei neuen Wohnheime, die höchstens zehn Fahrradminuten von der Universität entfernt sind.

Faktor Leistbarkeit

Ein weiterer ausschlaggebender Punkt im Bereich des studentischen Wohnens ist, wie auch die ÖH Leoben betont, die Leistbarkeit. Laut Studierenden-Sozialerhebung sind die durchschnittlichen Kosten eines Wohnheimplatzes in Leoben mit 275 Euro monatlich so gering wie in keiner anderen österreichischen Universitätsstadt.

Mit Blick auf die Preise, die für Zimmer in den drei neuen Studentenwohnheimen verlangt werden, scheint dieser tiefe Durchschnittspreis in Zukunft kaum erhaltbar zu sein. Denn obwohl den Studierenden zusätzliche Angebote wie Fitness- und Partyräume geboten werden, beginnen die Wohnkosten bei zumindest zwei der im Bau befindlichen Heime bei knapp unter 400 Euro. (Bernadette Redl, 23.6.2016)