Über eine Art Haube wird Strom in das Hirn geleitet. Das Wachstum des bösartigsten aller Tumoren soll damit gehemmt werden.

Foto: tirol kliniken/Seiwald

Das Glioblastom gilt als der bösartigste Hirntumor und ist derzeit nicht heilbar. Als einziges Krankenhaus Österreichs bietet die Innsbrucker Uniklinik betroffenen Patienten seit Kurzem eine neue Behandlungsmethode an. Über eine Art Haube wird Strom in das Gehirn geleitet und dadurch das Wachstum des Tumors gebremst.

"Elektroden, die auf die Kopfhaut aufgeklebt werden, erzeugen Stromfelder im Gehirn. Dadurch wird die Zellteilung und das Wachstum des Tumors deutlich gehemmt", erklärt Claudius Thome, Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie. Bei der "Optune" genannten Therapie gebe es quasi keine Nebenwirkungen, nur an der Klebestelle komme es manchmal zu Hautreizungen. Patienten sollten die Elektroden mindestens 16 bis 18 Stunden pro Tag tragen, seien damit aber völlig mobil.

"Chemotherapien haben bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht", sagt Christian Freyschlag, Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurochirurgie. Das Grundkonzept dieser Behandlungsmethode sei aber völlig anders, da es sich dabei um ein physikalisches System handle. "Der Tumor kann sich dem Stromfeld nicht entziehen, jede Zelle muss darauf ansprechen", so Freyschlag. Außerdem gebe es keine Resistenzentwicklung.

Fünf bis neun Monate länger leben

Patienten, die an einem Glioblastom leiden, würden derzeit operativ, mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt werden. "Ein unbehandeltes Glioblastom führt derzeit nach durchschnittlich vier bis sechs Monaten zum Tod", erklärt Thome. Eine Operation könne das Überleben im Mittel um bis zu neun Monate verlängern. Bei einer zusätzlichen Bestrahlung und Chemotherapie seien es bis zu 15 Monate, so die Experten. "Durch die neue Therapie können die Patienten noch einmal fünf bis neun Monate bei guter Lebensqualität gewinnen", sagte der Klinikdirektor.

Die Heilbarkeit dieser Tumorart sei derzeit aber trotzdem noch in weiter Ferne. "Der nächste Schritt könnte die Entwicklung einer Immuntherapie sein. Der Körper muss es selber schaffen, die Zellen zu töten", meint Thome. An der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurochirurgie werden jährlich 60 bis 80 Patienten mit Glioblastom behandelt. Fünf Patienten würden derzeit zusätzlich zur Chemotherapie die neue Behandlungsmethode verwenden. (APA, 27.6.2016)