Ein guter Kindersitz ist der beste Schutz für Kleinkinder. Das hat eine Auswertung der Verletzungen nach Unfällen gezeigt.

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Wien – Ab morgen können sich Schulkinder in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland freuen. Der letzte Schultag, danach geht es ab in die Sommerferien. Eine Woche später ist es auch im restlichen Österreich soweit. Für viele bedeutet das: Rein ins Auto und weg damit in den Urlaub.

Damit die Fahrt ans ersehnte Reiseziel nicht zur Tortur oder Gefahrenquelle wird, geben der Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds und das Kuratorium für Verkehrssicherheit mehrere Empfehlungen für Autoreisen mit Kindern.

Laut einer aktuellen Studie der beiden Institutionen bieten Kindersitze der Gruppen 0/0+ und I, also jene für jüngere Kinder, den besten Schutz. Vor reinen Sitzkissen für ältere Kinder raten die Experten ab.

Risiko für Kopf und Wirbelsäule

Was zu bedenken ist: Ein verfrühter Wechsel auf die nächsthöhere Sitzklasse erhöht bei einem Unfall das Risiko für Kopf- und der Wirbelsäulenverletzungen. Als Fausregel gilt: Erst in die nächsthöhere Klasse wechseln, wenn der Scheitel den oberen Rand des Sitzes erreicht oder das Kind das für den Sitz zulässige Gewicht überschreitet.

"Da Kopf und Halswirbelsäule bei Kindern die am stärksten gefährdeten Körperregionen bei Autounfällen sind, empfehlen wir dringend, bis zum Ende der Kindersitzpflicht einen Sitz mit Rückenlehne und Kopfstütze zu verwenden", erklärt Holger Till von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Graz.

Zudem sollten Kleinkinder möglichst lange gegen die Fahrtrichtung im Auto sitzen. "Nach der Babyschale schützt ein sogenannter Reboard-Kindersitz vor allem den – im Vergleich zum restlichen Körper sehr schweren und deshalb gefährdeten – Kopf sowie die unausgereifte Halswirbelsäule vor schweren Verletzungen", sagt der Mediziner.

Kinder können sich oft nicht richtig anschnallen

Der Verein "Große schützen Kleine" hat 300 Volksschulkinder beim Versuch, sich im Autokindersitz richtig anzuschnallen, beobachtet. Das Ergebnis: Nur vier von zehn Kindern schafften dies fehlerfrei. Bei den anderen war der Gurt entweder verdreht oder er saß zu locker. 96 Prozent der 300 Kinder gaben jedoch an, dass sie das Anschnallen stets selbst übernehmen würden.

Von den Kindern, die regelmäßig im Auto mitfahren, gab die Hälfte an, eine Sitzerhöhung mit Rückenlehne zu verwenden, 45 Prozent benutzten Sitzkissen, 5 Prozent hatten gar keinen Kindersitz, obwohl in Österreich eine Kindersitzpflicht bis zu einer Körpergröße von 150 Zentimetern besteht.

Hauptunfallursache: Unachtsamkeit und Ablenkung

Eine Auswertung der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie hat gezeigt, dass von 200 Kindern, die nach Autounfällen in die Klinik kamen, nur acht Prozent schwere Verletzungen erlitten hatten. 45 Prozent waren leicht verletzt, 47 Prozent blieben gänzlich unverletzt.

Am häufigsten waren Verletzungen am Kopf (50 Prozent) oder der Wirbelsäule (20 Prozent) zu beobachten. "Schwere Verletzungen sind hauptsächlich Schädel-Hirn-Traumen und Frakturen der oberen Extremitäten", so Till. Während die unter 6-Jährigen zu sechs Prozent eine schwere Verletzung erlitten hatten, waren es bei den 11- bis 14-Jährigen 17 Prozent. "Das spiegelt die gute Schutzwirkung von Autokindersitzen wider", interpretiert Till das Ergebnis.

An oberster Stelle der Unfallursachen steht übrigens Unachtsamkeit und Ablenkung. Alleine deshalb sollten schon vor dem Losfahren mögliche Risikofaktoren ausgeschaltet werden.

Weitere Tipps:

  • Kindersicherung aktivieren: Eltern sollten sicherstellen, dass ihr Kind die Autotüren während der Fahrt nicht öffnen kann.
  • Auf langen Urlaubsfahrten immer wieder Erholungspausen machen und darauf achten, dass Kinder dabei Zeit und Raum für Bewegung haben.
  • Kinder bei sommerlichen Temperaturen niemals im (geschlossenen) Auto zurücklassen Innerhalb weniger Minuten erreicht der Innenraum lebensbedrohliche Temperaturen.
  • Wenn das Fahrzeug längere Zeit in der Sommersonne geparkt wurde: Sicherstellen, dass der Kindersitz nicht zu heiß ist, bevor man das Kind hineinsetzt.
  • Bei Kindern besteht schneller Dehydrationsgefahr als bei Erwachsenen. Kindern deshalb auf langen Fahrten und bei Hitze immer wieder etwas zu trinken anbieten.
  • Damit der Urlaub nicht von Erkältungssymptomen getrübt wird: Sicherstellen, dass die Düsen der Klimaanlage nicht direkt auf das Kind gerichtet sind.
  • Um das Kind vor Sonneneinstrahlung durch Fensterscheiben zu schützen Sonnenblenden, Sonnenhut und eine hochwertige Sonnenbrille verwenden. Diese erkennt man am "CE-Zeichen" sowie am Hinweis "UV 400".
  • Für ein Kind wird die Fahrt kurzweiliger und angenehmer, wenn Spiele und Stofftiere mit in den Urlaub dürfen. (red, 30.6.2016)