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Wenn stillende Mütter Medikamente einnehmen müssen, sollten sie immer Rücksprache mit Arzt oder Ärztin halten. Nur in sehr seltenen Fällen muss mit dem Stillen pausiert werden.

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Ein Baby verändert das Leben von Grund auf: Diese Erfahrung machen junge Mütter mit hundertprozentiger Sicherheit. Die Verantwortung für ein Kind ist umfassend. Der eigene Körper gehört plötzlich auch einem anderen Lebewesen – ganz besonders dann, wenn Mütter ihre Babys stillen. In den ersten Lebensmonaten ist Muttermilch die ideale Nahrung, darüber sind sich Experten einig. Und die meisten Mütter wollen ihre Kinder nach Möglichkeit auch selbst stillen.

Doch nicht alle jungen Mutterkarrieren verlaufen problemlos. Verunsicherung tritt oft dann ein, wenn stillende Frauen Medikamente einnehmen müssen und befürchten, ihre Babys werden auch den Wirkstoffen bzw. deren Nebenwirkungen ausgesetzt und könnten Schaden nehmen.

Das unabhängige Arzneimittelinformationsportal "Gute Pillen – schlechte Pillen" ist dieser Frage nachgegangen: Die Experten halten die Vorsicht für berechtigt, in der Praxis lässt sich das Risiko jedoch niedrig halten. Für die meisten Erkrankungen und Beschwerden der Mutter lassen sich Arzneimittel finden, die den Säugling nicht gefährden. Darum ist Abstillen nur in individuell begründeten Situationen nötig.

Wie der Transfer funktioniert

Zur Erklärung: Nimmt die Stillende ein Medikament ein, gelangen dessen Wirkstoffe in ihren Blutkreislauf – und damit meist auch in ihre Milch. Wie viel von diesen Stoffen dort ankommt und wie sehr sie dann einem Baby schaden können, ist von Mittel zu Mittel verschieden. So kommt es unter anderem darauf an, wie schnell der Körper der Mutter die Arznei abbauen kann.

Braucht eine stillende Frau zum Beispiel nur eine einzige Tablette gegen Kopfschmerzen, sinkt die Wirkstoffkonzentration im Blut meist rasch und sehr wenig Wirkstoff gelangt in die Milch. Auch das Alter des Kindes ist relevant: Frühchen und jüngere Säuglinge sind hier gefährdeter als ältere Babys, die in längeren Abständen gestillt und schon mit Beikost gefüttert werden.

In jedem Fall wird stillenden Müttern vor Einnahme von Medikamenten aller Art empfohlen, sich mit einem Arzt abzusprechen. Statt Tabletten lassen sich auch lokale Mittel, etwa für Haut, Nase oder Auge wählen, denn sie werden oft nicht oder nur zu einem geringen Teil ins Blut – und damit in die Milch – gelangen. So kann zum Beispiel ein Kochsalzspray bei Schnupfen helfen. Und statt Antihistaminika-Tabletten können antiallergische Tropfen den Juckreiz in den allergiegeplagten Augen lindern.

Alternative und Dosis

Sind Tabletten unverzichtbar, sollte die Dosis so niedrig wie möglich liegen und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich sein. Bei chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Asthma ist das aber selten der Fall und es ist nötig, längerfristig Arzneimittel einzunehmen. Besonders in dieser Situation sind Wirkstoffe empfehlenswert, für die es bereits Erfahrung in der Stillzeit gibt. Häufig sind das Arzneistoffe, die bereits lange auf dem Markt sind und für die daher mehr Studienergebnisse vorliegen. Dieses Wissen fehlt häufig noch bei neueren Medikamenten.

Ausnahme: Bei schweren Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs gefährden die entsprechenden Medikamente tatsächlich die Gesundheit des Kindes. Dann kann für eine Frau – nach eingehender ärztlicher Beratung – Abstillen die beste Entscheidung sein.

Die unabhängige Datenbank für "Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit" ist kostenfrei zugänglich. Für verschiedene Erkrankungen sind dort Informationen zu den empfohlenen Arzneistoffen während der Stillzeit gesammelt. (red, 4.7.2016)