Foto: Youtube / Screenshot

Der Skandal um illegales Glücksspiel rund um den E-Sport-Shooter "Counter-Strike: Global Offensive" ("CSGO") weitet sich aus. Recherchen des Youtube-Kanals h3h3 Productions und des Videomachers HonorTheCall haben ergeben, dass zwei besonders populäre Spieler namens Trevor "TmarTn" Martin und Tom "ProSyndicate" Cassell ihre Fans durch die ungekennzeichnete Bewerbung ihrer eigene Wettseite CSGOlotto zum Glücksspiel verleitet haben. Dabei sei nicht auszuschließen, dass auch minderjährige Spieler geködert wurden.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Martin und Cassell, die zusammen mehr als zehn Millionen Fans auf Youtube haben, begannen vor einiger Zeit in ihren Videos, sich beim Wetten zu zeigen. Man sei zufällig auf die Webseite CSGOlotto gestoßen und habe Gefallen daran gewonnen. Wie der aktuelle Bericht jedoch zeigt, ist Martin persönlich als Gründer der Wettseite eingetragen. Cassell ist als Vizepräsident ebenfalls an Bord. Damit hätten die beiden Herren wissentlich ihre Zuseher hinters Licht gebracht und ungekennzeichnet Werbung betrieben, was nicht nur gegen die Richtlinien von Youtube stößt, sondern nun auch Betrugsvorwürfe nach sich zieht.

Video: Die Vorwürfe gegen Trevor "TmarTn" Martin und Tom "ProSyndicate" Cassell.
h3h3Productions

Klage eingereicht

Das Wettsystem dahinter gilt als besonders umstritten. Gehandelt wird mit sogenannten Waffenskins (Waffendesigns), die man direkt von "CSGO"-Hersteller Valve erwirbt. Bereits dieser Vorgang ist wie ein Glücksspiel konzipiert. Man zahlt 2,50 Dollar für einen Key, der zufällig im Spiel abgeworfene Kisten öffnet, die einem per Zufallsgenerator einen neuen Skin ausgeben. Dabei kann es sich um praktisch wertlose Designs handeln, die häufig vergeben werden, aber auch um sehr seltene Designs, die sich über Drittanbieterseiten zu mehreren tausend Dollar verkaufen oder eben als Wetteinsatz nutzen lassen.

Vergangenen Juni reichte ein Spieler genau deshalb Klage gegen Valve ein. Das Unternehmen habe dieses illegale Glücksspiel für Millionen von Amerikanern ermöglicht, in dem man es erlaubt hat, die individuellen Accounts seines Steam-Netzwerks mit den Webseiten von Drittanbietern zu verknüpfen. Über diese Webseiten können die über Valve verkauften Skins einfach eingetauscht und als Wetteinsätze verwendet werden. Wie das Wirtschaftsportal Bloomberg vergangenen April berichtete, sollen 2015 rund drei Millionen Spieler mittels dieser Waffenskins, die als digitale Währung fungieren, insgesamt ungefähr 2,3 Milliarden Dollar auf Sportereignisse gewettet haben. Neben Sportwetten existieren auch Seiten, die Glücksspiele wie Roulette und Slot-Maschinen anbieten, die durch "CS:GO"-Waffenskins bespielt werden können.

Video: So zum Beispiel bewirbt Cassell seine eigene Wettseite CSGOlotto.
TheSyndicateProject

Konsequenzen

Martin und Cassell stehen seit der Aufdeckung massiv in der Kritik und üben sich seither um Schadensbegrenzung. Besagte Videos von Cassell wurden jetzt nachträglich zumindest in den Videobeschreibungen als gesponserte Beiträge von CSGOlotto gekennzeichnet. Martin hat seine CSGOlotto-Videos auf privat gestellt, sie sind nicht mehr abrufbar. Dass die Spieler die Wettseite selbst betreiben, verschweigen sie in den jeweiligen Beiträgen weiterhin. Auf ihren Social-Media-Seiten erklären sie, künftig transparenter zu arbeiten. Zahlreiche Fans überschwemmten die Foren und sozialen Kanäle mit negativen Kommentaren und forderten dazu auf, den Youtubern zu entfolgen.

Der öffentliche Druck hat sich unterdessen auch auf andere Youtuber übertragen. Angesichts der massiven Vorwürfe gab Lewis "PsiSyndicate" Stewart zu, ebenfalls ungekennzeichnet Werbung für eine Wettseite namens SteamLotto betrieben zu haben. Zwei seiner Wettvideos seien kompletter Fake, heißt es in einem Video des Youtubers.

Video: Lewis "PsiSyndicate" Stewart gibt zu, ebenfalls ungekennzeichnet Werbung für eine Wettseite betrieben zu haben.
PsiSyndicate

Valve im Fokus

Ob der Fall rechtliche Konsequenzen nach sich zieht bleibt abzuwarten. Im Fokus der Kritik bleibt weiterhin Valve. Es liegt nicht zuletzt in der Hand des Herstellers selbst, derartige Geschäftspraktiken und Glücksspiel basierend auf "CSGO"-Inhalten technisch und rechtlich zu unterbinden. Dahinter stecken jedoch starke wirtschaftliche Faktoren. Valve verdient zwar nicht an den Wetten und am Handel auf Drittanbieterseiten, verkauft jedoch die gefragten Waffenskins und schneidet 15 Prozent an jedem Skin-Handel mit, der über Steam direkt erfolgt. (zw, 5.7.2016)