2014 waren 88 Prozent der Hauptrollen in den 100 kommerziell erfolgreichsten Hollywood-Filmen männlich besetzt. Frauen spielten in nur zwölf Prozent der Filme eine tragende Rolle. Wenn Frauen auf der Leinwand zu sehen sind, werden sie meist klischeehaft dargestellt, sind jünger als ihre Kollegen und gehen selten einer Arbeit nach. Das Center for Study of Women in Television and Film und das Geena Davis Institute on Gender in Media haben dazu umfassende Studien erstellt. Seit langem fordern Filmschaffende eine differenzierte Figurenzeichnung und Drehbücher, die die Vielfalt an weiblichen Lebensentwürfen widerspiegeln.

"If she can see it, she can be it"

Das Drehbuchforum Wien hat in Kooperation mit dem Österreichischen Filminstitut und FC Gloria in diesem Jahr erstmals einen Wettbewerb zur Entwicklung innovativer Frauenfiguren ausgeschrieben. Ziel ist es, "mehr Vielfalt, Lebendigkeit und neue Vorbilder in die Drehbücher und damit auch in die österreichischen und internationalen Kinos zu bringen", heißt es in der Ausschreibung. "If she can see it, she can be it" ist der programmatische Titel des Wettbewerbs, der auf das Motto des Geena Davis Institute verweist. Aus den 85 Einreichungen wählte eine fünfköpfige Jury fünf Exposés aus, deren weitere Ausarbeitung finanziell und dramaturgisch unterstützt wird. Letzte Woche wurden die PreisträgerInnen der ersten Wettbewerbsstufe – vom Exposé zum Treatment – prämiert.

Signal an die Filmbranche

"Viele DrehbuchautorInnen fühlten sich ermutigt, endlich andere Frauenfiguren zu entwickeln. Eine schwarze Läufer_in zwischen den Geschlechteridentitäten, eine junge Frau auf der Suche nach Liebe und Flucht aus der Idylle, eine Stenotypistin am Beginn des 20. Jahrhunderts mit schonungsloser Selbsteinschätzung, ein Au-pair an der Kippe zur Mittäterin und ein lesbisches Double in einem Roadmovie à la 'Thelma und Louise' – jedoch mit Happy End. Es sind Frauenfiguren, wie sie im österreichischen Kino noch nicht zu sehen waren", sagt Wilbirg Brainin-Donnenberg, Leiterin des Drehbuchforums Wien und Initiatorin des Wettbewerbs. Die Ausschreibung sei auch ein klares Signal an die Branche. "Es gibt sie, die talentierten Autorinnen. Es braucht nur von allen den Mut, Figuren jenseits der Klischees zu entwickeln – und zu fördern, damit die Budgets gendergerechter verteilt werden und wir andere Role-Models auf der Leinwand sehen", sagt Brainin-Donnenberg.

Die PreisträgerInnen der ersten Wettbewerbsrunde sind: Lilly Axster für das Exposé "Atalanta Läufer_in", Lisa Weber für das Exposé "Batgirl", Libertad Hackl und Sophia Laggner für das Exposé "Bin ich ein überflüssiger Mensch?", Johannes Höss und Clara Stern für das Exposé "Das braucht man zum Glück nicht" und Katrina Daschner für das Exposé "Wanda und Nikita". (chrit, 5.7.2016)