Fangschreckenkrebse sind bei Aquarianern wegen ihrer oft schreiend bunten Panzer beliebt. Dabei sehen wir nur einen müden Abklatsch dessen, was die Krebse von der Welt wahrnehmen.

Foto: Michael Bok, University of Lund

Bristol – Fangschreckenkrebse (Stomatopoda) verfügen über einen so phänomenal guten Gesichtssinn, dass ihre Wahrnehmung der Welt für uns kaum nachvollziehbar ist. Ihre Komplexaugen funktionieren wie Multispektralkameras. Sie nehmen nicht nur ein atemberaubendes Farbspektrum bis hinein in den Ultraviolettbereich wahr und nutzen zwölf Farbkanäle (zum Vergleich: der Mensch nur drei). Sie können auch polarisiertes Licht inklusive zirkular polarisiertem differenzieren.

Zudem müssen für räumliches Sehen nicht wie bei uns beide Augen zusammenspielen, das schafft jedes der auf beweglichen Stielen sitzenden Krebsaugen im Alleingang. Offenbar spielt diese Beweglichkeit eine wichtige Rolle – durch das "Augenrollen" können die Krebse nämlich noch besser sehen, berichten Forscher von der University of Bristol im Fachjournal "Nature Communications".

Einzigartige Fähigkeit

Das Team um Ilse Daly und Nicholas Roberts hatte für zwei Fangschreckenkrebsarten – Gonodactylus smithii und Odontodactylus scyllarus – untersucht, warum die räuberischen Tiere ihre beiden Augen nahezu ständig bewegen und nur ab und an ein interessantes Objekt mit starrem Blick fixieren. "Intuitiv würde man sagen, dass ein stillhaltendes Auge die Welt besser sehen sollte als eines in Bewegung, aber Fangschreckenkrebse scheinen einen anderen Weg gefunden zu haben, klarer zu sehen", sagt Roberts.

Die Forscher erkannten, dass die Tiere mit dem Augenrollen bestimmte Photorezeptoren für polarisiertes Licht so ausrichten, dass der Kontrast von Objekten zum Hintergrund maximiert wird. Eine solche aktiv über Augenbewegungen verbesserte Polarisationswahrnehmung sei bisher von keinem anderen Lebewesen bekannt. "Wir haben schon gewusst, dass Fangschreckenkrebse die Welt ganz anders als Menschen sehen", sagt Roberts. Der nun entdeckte "Trick" könne aber auch einen spannenden neuen Ansatz für die Robotik bilden. (red, APA, 13. 7. 2016)