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Cleveland – Wenn sich Donald Trump mit Frauen zeigt, so haben sie meist nur die Aufgabe, das schier unermessliche Ego des Tycoons zu behübschen. Das ist auch bei Ehefrau Nummer drei, Melania Trump, nicht anders. Und doch stahl sie ihm am Dienstagabend beim Auftakt des Republikanerparteitags, der die offizielle Kür ihres Mannes zum US-Präsidentschaftskandidaten zum Ziel hat, die Show – wenngleich eher unbeabsichtigt.

In ihrer Rede erzählte sie davon, wie sie, die in Slowenien Geborene, in die USA gekommen sei, sich eine Existenz aufgebaut und schließlich Donald kennen und lieben gelernt habe. Irgendwann aber stutzte der Huffington Post-Blogger Jarrett Hill: Das kommt mir doch bekannt vor!

In Windeseile fand Hill heraus, dass Trumps Redetext gleich in mehreren Passagen wortident mit jener Rede war, die die heutige First Lady Michelle Obama im August 2008 beim Parteitag der Demokraten gehalten hatte; damals hatte sie – analog zu Melania Trump – versucht, ihr Publikum auf ihren Mann Barack Obama, den späteren 44. Präsidenten der USA, einzuschwören.

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Hill twitterte seinen bestätigten Verdacht in die Welt hinaus. Fast 2000 Retweets und zahlreiche Schlagzeilen in den Medien waren die Folge. "Es war ein vollkommenes Déjà-vu", schildert Hill den Moment, als er die Worte aus der "Yes we can"-Kampagne von 2008 wiedererkannte.

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Dass es sich bei dem "Redeplagiat" eher nicht um einen smarten Coup des Trump-Teams, sondern um eine Panne gehandelt haben dürfte, lässt die Reaktion der Kampagnenleitung vermuten: Dort lobte man die einfühlsame Rede der Wunsch-First-Lady, ohne auf die Vorwürfe einzugehen.

Jon Favreau, ehemaliger Redenschreiber für die Obamas, nahm den Zwischenfall mit Humor: "Um ehrlich zu sein: Jede andere Rede von Melania hat mich mehr entrüstet als diese geklauten Absätze." (gian, 19.7.2016)