Schematische Darstellung eines Supervulkanausbruchs: Das Magma sammelt sich in 75 Kilometern Tiefe in einem riesigen Reservoir.

Illustration: Ivan Koulakov

Nowosibirsk/Wien – Die jüngsten Nachrichten aus dem Golf von Neapel klingen nicht gerade allzu beruhigend: Der Boden dort hat sich zuletzt um knapp 40 Zentimeter angehoben. Der Grund dafür sind die Phlegräischen Felder, ein tief unter Neapel schlummernder Supervulkan, noch dazu einer der gefährlichsten Europas. Man mag sich damit trösten, dass sich in der Gegend zwischen 1982 und 1984 der Boden um 1,8 Meter hob, ohne dass Gröberes passierte.

Was aber muss passieren, damit Supervulkane – wie etwa jener unter dem Yellowstone Nationalpark – ausbrechen? Dieser Frage ging ein Forscherteam um Ivan Kulakow nach, das die letzte große Eruption eines Supervulkans seismografisch untersuchte. Dabei handelte es sich um den Ausbruch des Toba auf Sumatra, der vor knapp 74.000 Jahren um ein Haar dem Homo sapiens den Garaus gemacht hätte.

Die Überreste dieses Supervulkanausbruchs beeindrucken noch heute: Die Caldera ist mit einem See gefüllt, der 100 Kilometer lang und 30 Kilometer breit ist. Insgesamt dürfte der Toba mit einem Erdbeben der Magnitude 8,8 rund 2800 Kubikkilometer Material in die Atmosphäre geschleudert haben, was das Klima weltweit für einige Zeit um mehr als zehn Grad Celsius abkühlte.

Gewaltige Magmamengen

Kulakow und seine Kollegen untersuchten nun, wie es kommt, dass sich so gewaltige Magmamengen überhaupt ansammeln können. Auf Basis seismischer Daten rekonstruierten sie unter dem Toba ein komplexes System von Magmakanälen, das bis in Tiefen von 150 Kilometern reicht.

In dieser Tiefe sammeln sich Gase und Magma als Folge der Subduktion zweiter Erdplatten, steigen dann rund 75 Kilometer nach oben und bilden ein riesiges Magmareservoir unter der Erdkruste. Wie die Autoren im Fachblatt "Nature Communications" schreiben, befindet sich ein ähnliches Reservoir unter dem Yellowstone Nationalpark.

Solche Magmaspeicher können hunderttausende Jahre lang existieren, ohne dass sich viel tut – so auch beim Toba. Dessen vorletzter Ausbruch ist fast 800.000 Jahre her. Doch mit der Zeit steigt der Druck so sehr, dass Magma die Kruste durchdringt und der Supervulkan ausbricht. Da sich unter dem Toba wieder Magma sammelt, ist sein Ausbruch wahrscheinlich, stehe aber nicht unmittelbar bevor, so die Forscher. So möge es bitte auch mit Yellowstone und den Phlegräischen Feldern sein. (tasch, 19.7.2016)