Autoritär erziehende Eltern legen am meisten Wert auf Höflichkeit und gutes Benehmen, auf Schule und Lernen, sagt die Studie.

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Wien – Die Mehrheit der österreichischen Eltern verfügt über lückenhaftes Erziehungswissen. Das zeigt eine Studie des Instituts für Familienforschung (ÖIF) im Auftrag des Familienministeriums. So haben nur 47 Prozent der Eltern drei Viertel der gestellten Fragen richtig beantwortet. Neun Prozent konnten nicht einmal die Hälfte der Fragen richtig beantworten. Dass es in Österreich verboten ist, Kindern etwa durch häufiges Anschreien seelisches Leid zuzufügen, war einem Drittel der Eltern neu.

Das Wissen über das Gewaltverbot sei in den letzten Jahren allerdings deutlich gestiegen, sagte Studienleiter Olaf Kapella bei der Präsentation der Studie am Mittwoch. Sehr viel wissen österreichische Eltern heute auch über Lernen und Lernerfolg. So ist laut der Studie mehr als 90 Prozent der Eltern bewusst, dass sich Lerninhalte besser verankern, wenn Kinder mehrere kürzere Lernphasen über den Tag verteilen.

Kindzentrierte Eltern fördern Eigenständigkeit

Laut der Untersuchung, an der sich rund 1.000 Probanden beteiligten, gibt es in Österreich drei verbreitete Erziehungsstile: autoritär, pragmatisch und kindzentriert. 50 Prozent erziehen pragmatisch, 21 Prozent autoritär, und 29 Prozent sehen ihren Erziehungsstil als kindzentriert. Autoritär erziehende Eltern legen am meisten Wert auf Höflichkeit und gutes Benehmen, auf Schule und Lernen.

Kindzentrierten Eltern ist dagegen besonders wichtig, dass Kinder sich eine eigene Meinung bilden und Zusammenhänge kritisch hinterfragen. Pragmatische Eltern bedienen sich nach eigenen Angaben an Elementen aus beiden Erziehungstypen.

"Helikoptern" und Kontrolle

Vor allem autoritär Erziehende neigen außerdem zum "Helikoptern", also zur Überbehütung und Kontrolle des Nachwuchses. Sie bemühen sich etwa stärker, Kinder vor Unangenehmem und Misserfolgen zu bewahren und ihren Nachwuchs in die von ihnen als richtig empfundene Richtung zu lenken. Kindzentierte Eltern kontrollieren ihre Kinder signifikant weniger, da sie das Kind als eigenständige Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellen.

Medienkonsum als Streitursache

Unterschiede zeigen sich auch beim Medienkonsum in den Familien: Kinder autoritär erziehender Eltern nützen schon mit drei Jahren elektronische Medien wie PC und Tablet, bei den anderen Kindern ist das erst ab sechs Jahren der Fall. Zu Konflikten führt das Thema Handynutzung vor allem in reflektiert-kindzentrierten Familien, wo viel ausgehandelt wird.

In allen Gruppen ist zu hoher Medienkonsum das Streitthema Nummer eins zwischen Eltern und Kindern, gefolgt von Debatten über Folgsamkeit und die Einhaltung von Regeln. Am meisten regt Eltern aller Gruppen auf, wenn ihre Kinder sich unhöflich und respektlos verhalten. (gruk, lima, 27.7.2016)