Ein Männlichkeitssymbol schlechthin: Bronze-Statue des Fruchtbarkeitsgottes Priapus aus dem ersten Jahrhundert vor Christus – eine Figur zum Zusammenstecken.

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Wien – Seit dem Jahr 2002 ist es amtlich: "Rauchen macht impotent". Das ist eine von insgesamt 14 gesundheitlichen Schadensmeldungen, die laut EU-Gesetz auf Zigarettenpackungen stehen müssen. Ab heuer gibt es auch das passende Bild dazu: ein nackter Jüngling, der einsam auf dem Bett liegt. Er hat die Beine fest angewinkelt, nur das Laken spendet ihm Trost. Ein erwachsener Embryo, der keine Lust mehr für die Zigarette danach aufbringen kann.

Möglicherweise leidet der Mann an einem sogenannten Raucherpenis. "Der langfristige Konsum von Zigaretten lässt einen Bestandteil des Bindegewebes, das Elastin, schrumpfen. Dadurch wird auch der Penis kleiner", erklärt Michael Eisenmenger, Urologe aus Wien. Eine weitere Folge der Nikotinsucht: Die sensiblen Blutgefäße werden geschädigt, es kommt zu Atherosklerose und Durchblutungsstörungen. Das verkürzt ebenfalls die Manneskraft – "um bis zu einen Zentimeter", wie der Mediziner betont.

Auf den Penis hören

Rauchen fördert Erektionsprobleme und Unfruchtbarkeit. Das ist schon lange bekannt und durch zahlreiche Studien gut belegt. So zeigte etwa eine südafrikanische Untersuchung der Universität Pretoria, dass von 116 Männern, die an Potenzstörungen litten, 90 Prozent auch dem blauen Dunst frönten. "Besonders die innere Schicht der Arterienwand, die Intima, reagiert auf die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs sehr empfindlich", sagt Bernhard Metzler, Kardiologe an der Uniklinik für Innere Medizin in Innsbruck.

Das heißt, die sensiblen Penisarterien nehmen schneller Schaden als etwa die Herzkranzgefäße. "Der Penis ist die Antenne des Herzens", eine Art Frühwarnsystem für drohende Koronarerkrankungen, wie Eisenmenger zu sagen pflegt. Auch die Statistik zeigt: Männer, die an einer erektilen Dysfunktion leiden, haben ein um 65 Prozent erhöhtes Risiko für koronare Herzerkrankungen und ein um 43 Prozent erhöhtes Infarktrisiko im Vergleich zu sexuell gesunden Männern. "Jeder dritte Infarkt lässt sich aufs Rauchen zurückführen. Bei Patienten unter 40 Jahren fast 100 Prozent", ergänzt Metzler.

Das Tabu der Vorsorgeuntersuchung

Eines der größten Probleme: Die schwindende Kraft in den Lenden "ist noch immer ein Tabu, das bei der Anamnese ignoriert wird", kritisiert Urologe Eisenmenger. So hat eine Umfrage unter Allgemeinmedizinern ergeben, dass nur 13 Prozent der Hausärzte das heikle Thema Erektionsstörungen von sich aus ansprechen. "Das sollte ein fixer Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung sein", wünscht sich der Experte für Männergesundheit. Ohne Scham, im Arzt-Patientengespräch. "Erektile Dysfunktion kann auch charmant formuliert werden."

Die endgültige Diagnose sollte allerdings der Facharzt stellen: "Bevor ich eine medikamentöse Therapie empfehle, schicke ich alle Patienten zum Internisten", beschreibt Eisenmenger die Vorgehensweise. Eine Farbdoppler-Sonographie, mit der über Ultraschallwellen der Blutfluss in den Arterien und Venen gemessen wird, liefert schließlich Klarheit, ob auch die Herzkranzgefäße betroffen sind.

Die Potenz steigern

Die gute Nachricht: Ein Raucherpenis lässt sich behandeln, die Schäden an den Arterien sind teilweise reversibel. Das beste Mittel: Nikotinabstinenz. "Bereits nach sechs Wochen sind die nächtlichen Tumeszenzen, wie die Erektionen im Schlaf, genannt werden, wieder im Normalbereich.", so Eisenmenger.

Auf ähnliche Ergebnisse kommt auch eine Studie der Wellington School of Medicine, mit der die Effekte des restriktiven Nichtraucherschutzes in Neuseeland untersucht wurden. Neben Rauchverbot in Lokalen dürfen Tabakprodukte nicht mehr in Regalen ausgestellt werden, auch die Werbung dafür ist untersagt. Ein Jahr nach Einführung der Maßnahmen sank der Tabakkonsum um die Hälfte. Positiver Nebeneffekt: Auch der Anteil der Männer mit Potenzstörungen reduzierte sich signifikant.

Was noch hilft: körperliches Training von mindestens einer halben Stunde am Tag. Dadurch lassen sich laut der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) Erektionsstörungen um etwa 40 Prozent reduzieren. Bereits ein zusätzlicher Energieverbrauch von 200 Kilokalorien täglich genügt, um diesen Effekt zu erzielen. Nicht nur, wenn die Beschwerden schon eingetreten sind, sondern auch vorbeugend. Wer sich mit Veränderungen schwertut, der sollte laut Eisenmenger Folgendes beachten: "Ein Leben ohne Sex ist möglich. Fraglich ist jedoch, ob man mit den Erkrankungen, die möglicherweise hinter der Impotenz stecken, noch lange lebt." (Günther Brandstetter, 20.8.2016)