Helmut Brandstätter prüft juristische Schritte gegen "Österreich".

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Wien – Die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem "Kurier" und "Österreich" könnte um eine Klage reicher werden. Helmut Brandstätter prüft juristische Schritte gegen Wolfgang Fellners "Österreich". Das bestätigt der Herausgeber und Chefredakteur des "Kurier" auf STANDARD-Anfrage mit Verweis auf ein Mail, das er seinen Mitarbeitern geschrieben und auf Facebook veröffentlicht hat. Stein des Anstoßes ist ein Artikel in der Sonntagsausgabe von "Österreich" mit dem Titel "'Kurier'-Chef versorgt Sohn im Büro von Kern".

Darin wird behauptet, dass Brandstätter seinen 25-jährigen Sohn im Herbst 2015 auf einem "hoch bezahlten Job untergebracht" habe, der "eigens" dafür geschaffen wurde und unter "Strategie" firmiert. "Und zwar direkt im Büro des damaligen ÖBB-Chefs Christian Kern", schreibt "Österreich" weiter. Nach seinem Wechsel ins Kanzleramt habe Kern dafür gesorgt, dass der "Versorgungs-Job für den Sohn des Kurier-Chefredakteurs erhalten bleibt und der sein hohes ÖBB-Gehalt weiter bezieht". "Österreich" ortet "Unvereinbarkeit" und schreibt: "Und fest steht, dass Brandstätter senior in seiner Funktion als Kurier-Chefredakteur seit der Versorgung seines Sohns in keinem einzigen Kommentar mehr ein wirklich kritisches Wort über den ÖBB-Chef oder den Kanzler Kern verloren hat."

Sonntag in der Nacht legte "Österreich" mit einem Artikel nach, dieses Mal allerdings mit einem Fragezeichen versehen: "Hat er Sohn bei ÖBB-Chef Kern versorgt?" Laut Auskunft der ÖBB arbeitet Brandstätters Sohn seit 1. Jänner 2016 in der Abteilung "International Affairs". Laut "'Österreich'"-Recherchen" sei diese Abteilung "direkt dem ÖBB-Chef" unterstellt.

Brandstätter: "Nicht einmal der Name hat gestimmt"

Brandstätter wehrt sich am Montag via Mail an die "Kurier"-Mitarbeiter und Facebook-Eintrag und schreibt: "An der Geschichte am Sonntag hat nicht einmal der Name gestimmt." Die Vermutung hinter dem Artikel: "Die Aktionen von Fellner, um zu Inseraten zu kommen und eine sinnvolle Presseförderung zu verhindern, haben einen neuen Höhepunkt erreicht."

Sein Sohn, so Brandstätter, habe nach dem Studium mehrere Praktika absolviert, unter anderen bei den ÖBB, wo man ihm danach "wegen seiner Spezialisierung auf internationale Themen" eine Stelle angeboten habe: "Nicht im Büro des damaligen Chefs Christian Kern, nicht in der 'Strategie' und auch nicht 'fürstlich' bezahlt." Die Entscheidung sei durch einen "mir weder damals noch heute bekannten ÖBB-Mitarbeiter" gefallen.

Besonders "verlogen und auch dumm" sei der Zusammenhang mit der "angeblich freundlichen Schreibweise" des "Kurier", so Brandstätter weiter, denn: "Wir haben, wenn nötig, kritisch über die ÖBB geschrieben, wie jeder im Kurier weiß und auch nach dem Kanzlerwechsel schreiben wir und auch ich in Kommentaren nach unseren Überzeugungen über die Regierung, geschützt durch unser Redaktionsstatut." Klagen würden geprüft.

Fellner: Redaktion stehe zu jedem Detail

Auf STANDARD-Anfrage sagt "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner, dass seine Redaktion "zu jedem Detail der erschienenen Berichte" stehe. Mit Ausnahme, dass der Vorname von Brandstätters Sohn falsch geschrieben wurde. Fellner zu einer möglichen Klage: "Brandstätter bleibt es natürlich unbenommen, zu klagen – er tut das ja reichlich." Insgesamt seien derzeit sechs Klagen – "exakt 50:50" – zwischen dem "Kurier" und "Österreich" anhängig. (Oliver Mark, 22.8.2016)