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Wer direkt in der Sonne liegt, ist trotz Sonnencreme nicht vor Hautkrebs geschützt.

Foto: dpa/Ingo Wagner

"Viele Menschen denken leider immer noch: Wer sich eincremt, bekommt keinen Hautkrebs", sagt Claus Garbe, Präsident der European Association of Dermato-Oncology beim Weltkongress für Hautkrebs in Wien. Studien hätten jedoch gezeigt, dass die Entwicklung von Melanom-Vorstufen durch Sonnencremes nicht reduziert wird.

Hautkrebs werde vor allem durch Sonnenbaden ausgelöst. Bei anderen Aktivitäten in der Sonne, wie etwa beim Bergwandern, sei der Mensch zusätzlich durch Kleidung und Kopfbedeckungen geschützt. "Bei der absichtlichen Sonnenexposition wurde in Studien jedoch in keinster Weise festgestellt, dass Sonnenschutzmittel eine krebsprotektive Wirkung haben", so Garbe.

Durch Eincremen würden lediglich Sonnenbrände verhindert. "Wir brauchen für das Entstehen von Hautkrebs aber keinen Sonnenbrand", sagt Garbe. "Dazu kommt, dass der Schutzfaktor auf der Tube mit zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut angegeben wird. Um diese Menge auf dem ganzen Körper aufzutragen, braucht man 40 Milliliter Sonnencreme – bei den meisten reicht eine Tube jedoch für den ganzen Urlaub." Bei diesen geringen Mengen sei der Schutzfaktor dann bisweilen um das Zehnfache geringer: "Wir tragen also nicht 50, sondern einen Lichtschutzfaktor fünf auf."

Einen Rückgang von Neuerkrankungen werde es erst geben, wenn die Menschen effektiven Sonnenschutz betreiben, sagt Garbe – durch Meiden direkter Sonnenbestrahlung und dem Tragen von geeigneter Bekleidung, auch der Burkini sei hier eine Option. 50 Prozent aller Burkinis würden, so Garbe, bereits ausschließlich zum Schutz der Haut gekauft.

"Kein Freibrief"

"Sonnencreme ist kein Freibrief zum Sonnenbaden", sagt auch Hubert Pehamberger, ärztlicher Leiter der Privatklinik Rudolfinerhaus. Durch die stetige Zunahme von Sonnenurlauben seit Ende des zweiten Weltkriegs, habe sich die Zahl der Menschen, die an Hautkrebs erkranken, deutlich erhöht. 1935 lag die Wahrscheinlichkeit diese Krebsform zu bekommen bei 1:1500, 2010 bereits bei 1:50.

In Österreich erkranken jährlich etwa 1500 Menschen an einem malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. 400 Menschen sterben jedes Jahr daran. Auch die Neuerkrankungen beim weißen Hautkrebs steigen an: Laut Schätzungen gibt es pro Jahr 30.000 neue Fälle.

Bei der Therapie von Hautkrebs hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Während früher die Chemotherapie üblich war, wird diese mittlerweile nur mehr als letzte Option, als palliative Therapie eingesetzt, erklärt Christoph Höller von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Dermatologie und Dermato-Onkologie am AKH Wien. Mittlerweile werden beim fortgeschrittenen metastasierten Melanom vor allem die molekular gezielte Therapie und die Immuntherapie eingesetzt. Besonders Letztere sei ein Riesenschritt vorwärts. "Die durchschnittliche Überlebenszeit dieser Patienten betrug mit Chemotherapie früher sechs bis sieben Monate. Heute sind es drei und mehr Jahre", so Höller.

Schutz durch Kleidung

Auch er rät bei längeren Sonnenbädern zu sonnengerechter Kleidung, weiß aber, dass sich diese Art des Sonnenschutzes bisher nicht durchgesetzt hat: "In Oberitalien war ich in diesem Sommer am Strand der einzige mit einem UV-undurchlässigen T-Shirt".

Höller empfiehlt allen Österreichern, sich einmal im Jahr vom Hautarzt von oben bis unten durchchecken zu lassen. "Die beste Therapie ist die Früherkennung", sagt auch Pehamberger. "Bei entsprechender Früherkennung wären fast alle Melanomerkrankungen mit einfachen chirurgischen Eingriffen heilbar". (Bernadette Redl, 1.9.2016)