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Die tägliche Einnahme von "Truvada" soll das Risiko senken, sich mit HIV zu infizieren.

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Die EU-Kommission hat unter Auflagen gebilligt, dass Menschen mit einem hohen Risiko einer HIV-Infektion künftig auch in der EU das Prophylaxe-Medikament "Truvada" bekommen können. "Truvada" bewirkt, dass der Replikationszyklus des HI-Virus unterbrochen wird, erklärt Armin Rieger, Leiter des HIV-Bereichs am AKH Wien im Gespräch mit der APA. Das Medikament "hat Potenzial", sagt er.

Den Aussagen des Experten zufolge ist "Truvada" in Österreich bereits seit mehr als einem Jahrzehnt in der HIV-Therapie im Einsatz. Dafür ist es laut Rieger ein "gutes Medikament". In mehreren Studien wurde nun bewiesen, dass es auch in der Prävention verwendet werden kann. "Für diese Indikation" wurde es schon 2012 in den USA und Ende Juli auch von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen. Die tägliche Einnahme der Tablette soll das Risiko senken, sich mit HIV zu infizieren.

"Truvada" könne man in Österreich in der Apotheke kaufen. Verwendet man es in der Therapie, werden die Kosten übernommen. Bei einer Einnahme zum Zweck der Prävention müsse man selbst dafür aufkommen. Experten zufolge könnte das Mittel in Deutschland monatlich rund 800 Euro pro Person kosten. In Österreich dürfte sich das Medikament in einer ähnlichen Preiskategorie einordnen, sagt Rieger. Über den internationalen Markt seien jedoch bestimmt Generika erhältlich.

90-prozentige Risikoreduktion

Der Mediziner gibt zu bedenken, dass das Prophylaxe-Medikament "keinen hundertprozentigen Schutz" biete. Es bewirke bei täglicher Einnahme eine "90-prozentige Risikoreduktion" und sei ein "zusätzliches Instrument in der HIV-Prävention" – neben bereits etablierten Präventionsmaßnahmen wie etwa dem Kondom. Besonders interessant sei das Medikament Rieger zufolge im "Hochrisikobereich", in Österreich etwa bei homosexuellen Männern. Dass "Truvada" – wie zum Beispiel in Südafrika – auch hierzulande vorsorglich an Prostituierte abgegeben werden könnte, glaubt der HIV-Experte nicht. "Davon habe ich nichts gehört."

Eine Sensation sei die Billigung der EU-Kommission nicht, man müsse das "nüchtern betrachten". Es sei "einfach ein weiteres Instrument", sagt Rieger. Bisher zeige "Truvada" jedenfalls eine "sehr gute Wirkung" – und das relativ schnell. "Nach ein paar Tagen ist die Schutzwirkung da." (APA, 2.9.2016)