Der Plan der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft sieht auf dem noch brachliegenden Vorfeld den Bau von 52 Busparkplätzen vor. Dazu soll es daneben 230 reine Pkw-Parkplätze geben.

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Wien – Das bis 2012 als Sportzentrum genutzte Vorfeld von Schloss Schönbrunn entlang der U4 soll zu einem Großparkplatz umfunktioniert werden, der künftig bis zu 52 Bussen gleichzeitig Abstellmöglichkeiten bieten soll. Die rot-grüne Wiener Stadtregierung steht hinter dem Projekt der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB), die im Eigentum des Bundes steht. Am Mittwoch sind die Pläne Thema im zuständigen Ausschuss des Gemeinderats, schon im Oktober könnte ein Umwidmungsbeschluss für die aktuell als Parkschutzgebiet ausgewiesene Fläche folgen – DER STANDARD berichtete.

Für Architekt Erich Raith vom Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der TU Wien ist das Projekt hingegen eine "Schande", eine "Peinlichkeit" und ein "baukulturelles Debakel". Gemeinsam mit Bruno Domany, ehemals leitender Beamter bei der MA 22 (Umweltschutz), kämpft Raith um den Erhalt der Grünfläche.

Diese könnte zu einer "Ouvertüre" für das Schlosserlebnis gestaltet werden und Besucher würdig empfangen. Diese Chance würde die Stadt kläglich auslassen. "Stattdessen wird mit wenig Geld das Allerbanalste umgesetzt", so Domany. Für Raith ist der geplante begrünte Parkplatz "hässlicher als vor jeder Autobahnraststätte".

Top-Sehenswürdigkeit Österreichs

Dass die Notwendigkeit eines größeren Busparkplatzes vor der meistbesuchten Sehenswürdigkeit Österreichs gegeben ist, räumen Raith und Domany ein. Sie verweisen auf den bereits existierenden Pkw- und Busparkplatz gleich neben dem seit vier Jahren ungenutzten Vorfeld.

Alternatives Konzept

Ein aktuelles Alternativkonzept von Verkehrsplaner Ortfried Friedreich (Axis Ingenieurleistungen) sieht etwa vor, dass auf der jetzt schon existierenden Parkfläche 57 reine Busstellplätze und 94 reine Pkw-Parkplätze umgesetzt werden könnten. Das Schriftstück liegt dem STANDARD vor (siehe links).

Bei dieser flächeneffizienten Konzeption würde es sogar mehr Busparkplätze als von SKB geplant geben. Das SKB-Projekt sieht freilich auch 230 reine Pkw-Parkplätze für Besucher vor – auf dem bisher gemischt genutzten Areal. Domany sieht hier kein Problem: "Wenn es Bedarf nach mehr Pkw-Parkplätzen gibt, kann man sich auch eine mehrgeschoßige Tiefgarage für Autos überlegen."

Mehr Kreativität, Sensibilität gefordert

Raith fordert von der SKB und der Stadtregierung im Umgang mit dem Schönbrunner Vorfeld mehr Kreativität und Sensibilität ein. Mit dem vorliegenden Plan hätte sich "nie und nimmer ein internationaler städtebaulicher Wettbewerb gewinnen lassen". Dieser wurde 2001 durchgeführt, das damalige Gewinnerprojekt sah eine Verlegung der Bundesstraße vor dem Schloss näher zur U4, eine dreigeschoßige Tiefgarage für Busse und Pkws sowie ein weitläufiges, begrüntes Schönbrunn-Vorfeld vor. Der aktuelle SKB-Plan mit dem Vorfeld des Unesco-Weltkulturerbes sei hingegen "exakt das Gegenteil des damaligen Siegerprojektes". (David Krutzler, 6.9.2016)