Ausriss aus "Österreich"-Magazin "Madonna": Nur Ikea kam im Text vor – nach einer Mail der Anzeigenabteilung, die Dossier.at so zitiert: ""Ikea will nicht klassisch mit einem Küchensujet drinnen sein, sondern nur eine rein redaktionelle Integration und dafür eine Art Druckkostenbeitrag zahlen", mit Wolfgang Fellner sei das abgesprochen.

Foto: Madonna via Dossier.at

Wien – Schleichwerbung ist nächstes Thema im Schwerpunkt der Rechercheplattform Dossier.at zu 10 Jahre Österreich: "Dossier" dokumentiert mit E-Mails aus den Jahren 2011 und 2012 Aufforderungen per Mail zu (recht werblich ausfallenden) Berichten über große Werbekunden wie Ikea, ÖBB und Media Markt/Saturn.

"Soeben habe ich die Freigabe von der ÖBB bekommen", zitiert Dossier.at aus einer E-Mail der Verlagsleitung. An vier Tagen im März 2012 schalten die Bundesbahnen fünf ganzseitige Inserate, zu diesen solle es am Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils eine "kleine redaktionelle Geschichte" geben. Die Themen der Artikel kommen der Bahn gelegen: "Hohe Benzinpreise", "Stauzeit zu Ostern" und "Benzinsparen, auf Öffis umsteigen". Der Deal sei "mit WoFe besprochen", also Wolfgang Fellner, heiße es weiter in der Mail, wie in anderen.

Wenig später stand in "Österreich" zum Beispiel: "Benzin und Diesel waren im vergangenen Jahr (...) so teuer wie noch nie." Oder: "Die Speisewagen der ÖBB sind am besten Weg zur Top-Adresse für Gourmets."

"Dossier.at" zitiert Herausgeber Wolfgang Fellner dazu mit: "Die Storys 'Oster-Reisewelle‘, 'hohe Benzinpreise' und 'Stau zu Ostern' sind in jeder Tageszeitung des Landes erschienen – dafür braucht es keine ÖBB-Inserate." Berichte über Eröffnungen und Verkaufsaktionen von Saturn und Media Markt seien "Teil unseres redaktionellen Konzepts, weil sie bei Lesern extrem beliebt sind." Und: "Ich kann Ihnen versichern, dass es in 'Österreich' keine Schleichwerbung gibt – jedenfalls viel weniger als in anderen Medien."

476 Anzeigen wegen Schleichwerbung gegen fünf größte Zeitungen

Dossier.at berichtet auch über die Recherchen des Philosophiestundenten Alexander Kaimberger für seine Magisterarbeit über Schleichwerbung. Er analysierte die fünf größten Tageszeitungen – "Krone", "Heute", "Kleine Zeitung", "Österreich", "Kurier" – und fand im Schnitt pro Ausgabe vier Verdachtsfälle, insgesamt 476.

Kaimberger zeigte die Fälle bei der dafür zuständigen Polizei an – vor 17 Monaten. Nach Recherchen von Dossier.at hat die Polizei in diesen Fällen, die mit bis zu 20.000 Euro zu bestrafen wären, nichts unternommen. 102 der Anzeigen seien gar laut Landespolizeidirektion Graz verlorengegangen. (red, 7.9.2016)