Nico Langmann (li.) trainiert pro Tag sechs Stunden mit Nichtbehinderten und trifft mittlerweile jeden Ball. Routinier Martin Legner hat noch keine Alternative zum Tennis gefunden und macht deshalb gerne weiter.

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Es ist ein ungleiches Doppel. Martin Legner, 54 Jahre alt, aus Tirol und Nico Langmann, 19 Jahre alt, aus Wien. Aber es passt. "Jung, wild und erfahren – das ergänzt sich ziemlich gut", sagt Langmann, der Paralympics-Debütant. Beide haben sich für das Einzelturnier in Rio qualifiziert. Das Doppel wird mitgenommen. Langmann: "Man will ja so viel wie möglich auf der paralympischen Bühne spielen." Der Routinier und der Youngster sind auch spielerisch ziemlich unterschiedlich. So unterschiedlich, "dass wir gut zusammenpassen. Martin hat die Sicherheit, die Übersicht und ein tolles Ballgefühl. Und ich bin ein bisserl der Depp, der auf alles draufhaut." Der "Depp, der auf alles draufhaut" hat auch ein ziemlich flottes Mundwerk, Legner ist eher der stille Typ.

Zum siebenten Mal spielt der Tiroler bereits bei Paralympics. Diese sind für ihn noch immer eine "spannende, aufregende Sache". Zweimal war er knapp an einer Medaille dran. 1992 wurde er gemeinsam mit Robert Troppacher Vierter im Doppel. 2000 in Sydney belegte er Platz vier im Einzel. Der Tiroler kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken.

Erfolge

Im Doppel war er Weltranglistenerster, im Einzel schaffte er es bis auf Platz drei. Rund 300 Titel hat er im Einzel und im Doppel gesammelt. Sechsmal gewann er die Australian Open im Doppel, einmal im Einzel. Die French Open gewann er zweimal im Doppel, einmal im Einzel. Die Grand-Slam-Turniere sind auch im Rollstuhltennis das höchste der Gefühle. Nur die besten acht dürfen antreten. Für den Sieger gibt es mittlerweile rund 33.000 Dollar. Mitspielen zu dürfen, das wäre für Langmann "ein Meilenstein". Bei welchem bevorzugt? "Ich nehme jedes."

Im Moment ist Langmann 34. im Einzel, 39. im Doppel. Legner traut seinem programmierten Nachfolger viel zu. "Die Kurve geht steil nach oben." Langmann könnte vielleicht noch weiter vorn stehen, hätte ihn nicht ein Skiunfall im Februar 2015, bei dem er sich einen Schädelbasisbruch zuzog, zurückgeworfen. Sechs Einzel- und sechs Doppeltitel hat Langmann bereits auf der Rollstuhltennis-Tour gewonnen. Zweimal war er Juniorenweltmeister im Doppel.

Vollprofi

Seit der Matura im Vorjahr konzentriert sich Langmann voll auf den Sport. "Ich bin jetzt Vollprofi." Das sei nötig, um vorn mitspielen zu können. 20 bis 24 Wochen im Jahr spielt er bei internationalen Turnieren. An sechs Tagen pro Woche trainiert Langmann sechs Stunden – gemeinsam mit Nichtbehinderten. Trainiert wird der 19-Jährige vom Ex-Profi Werner Eschauer. Die Eltern und Sponsoren finanzieren Langmann den Sport. Als Achtjähriger begann er mit dem Tennissport.

"Mein Papa hat immer mit meinem Bruder gespielt, dann habe ich gesagt, gebt mir auch einen Schläger und Bälle. Am Anfang", erzählt Langmann, "habe ich jeden siebenten Ball getroffen, irgendwann trifft man jeden zweiten, und mittlerweile treffe ich jeden Ball". Langmann kann sich nicht an ein Leben ohne Rollstuhl erinnern. Seit einem Autounfall im Jahr 1999 – Nico war damals zwei Jahre alt – ist er querschnittgelähmt.

Spaß am Sport

Legner ist seit einem Paragleitunfall 1988 querschnittgelähmt. Kurze Zeit später begann der Tiroler, der schon davor sportlich sehr aktiv war, mit dem Rollstuhltennis. Etwa 20 internationale Turniere spielt er noch immer im Jahr, in der Weltrangliste ist er 23. (Doppel), bzw. 41. (Einzel). An ein Karriereende denkt er noch nicht. Achte Paralympics sind nicht ausgeschlossen.

Als Legner bei seinen ersten Paralympics 1992 in Barcelona gefragt wurde, wie lange er noch spielen wolle, sagte er: "Ich weiß es nicht, solange es mir Spaß macht. Und jetzt kann ich nur die gleiche Antwort geben." Und außerdem: "Ich habe bis jetzt noch keine andere Sportart gefunden, die mir mehr taugen würde."

Spaß macht auch das Doppel gemeinsam mit Langmann, der ihn im Vorjahr erstmals besiegte. Wenngleich es an großer Erfahrung mangelt. Nur bei einem Turnier spielten die beiden bisher gemeinsam, das war kürzlich im Waldviertel. "Wir waren im Semifinale und haben gegen ein Weltklassedoppel verloren." Semifinale wäre auch in Rio super, wenngleich nur schwer zu machen. Das ungleiche Doppel kann eigentlich nur überraschen. (Birgit Riezinger, 8.9.2016)