Eine viertel Million Österreicher leidet an chronischen Wunden. Gesprochen wird immer noch eher ungern über offene Beine oder Druckgeschwüre. Wenn das Bewusstsein für das Thema steigt und früher behandelt wird, profitieren alle Betroffenen davon, sagte Mediziner Robert Strohal kürzlich beim Symposium "Wundbehandlung" in Wien.

Rund 68.000 Fälle kommen jährlich hinzu, in den meisten Fällen mit gravierenden Auswirkungen auf das Umfeld. Das müsste oft nicht sein: Heute stehen unzählige Therapien zur Verfügung. Diabetische Fußprobleme oder Wundheilungsstörungen etwa sind durchaus heilbar – allerdings sollte vom Auftreten erster Symptome bis hin zu Abklärung und Behandlung möglichst wenig Zeit vergehen. Werden die Wunden chronisch, entstehen in Folge nicht nur Schmerzen für die Patienten und eine Reduktion der Lebensqualität für das gesamte Umfeld auch volkswirtschaftlich steigen die Kosten bei einer Verzögerung.

Derzeit werden nur 15 Prozent der Patienten mit modernen Wundpräparaten behandelt, drei von vier werden "traditionell" versorgt, so die Initiative "Wund?Gesund!". Fast die Hälfte (42 Prozent) werden beim Verbandswechsel nicht genug über den Zustand der Wunde aufgeklärt und mehr als ein Viertel zeigt sich unzufrieden mit der diesbezüglichen Information der Krankenversicherung.

Behandlungszeiten verkürzen

Die Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), Ursula Frohner, verweist auf die Multiprofessionalität der komplexen Thematik und die Vorteile einer innovativen Wundversorgung: Das ungenützte Potenzial kostet die Volkswirtschaft rund 180 Millionen Euro. Eine "State of the Art"-Behandlung kann zum Beispiel die Behandlungszeiten von 40 auf rund 16 Wochen verkürzen und die Materialkosten und zwei Drittel reduzieren.

Die Österreichische Gesellschaft für Wundbehandlung (AWA) veranstaltete den "Wundtag 2016" heuer erstmalig. Gemeinsam mit dem Verein Wund Management Wien (WMW) legt man den Fokus einmal jährlich auf Praxis und Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit. WMW steht im Zeichen des Empowerments in Sachen "Lebensherausforderung Wunde" und richtet sich an Personen mit chronischen Wunden, Patienten mit künstlichem Darmausgang und deren Angehörigen durch Aufklärung, Information, Beratung und Training. (APA, 16.9.2016)