Adler klärt etwa auch die Fragen, warum Pickel entstehen und wie sie sich entwickeln.

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Yael Adler: Haut nah. 336 Seiten, Droemer Verlag 2016. 17,50 Euro.

Wenn es um medizinische Laienlektüre geht, können interessierte Beobachter eine Entwicklung am Büchermarkt feststellen. Offensichtlich sind Wissensbücher interessant, die im kurzweiligen Plauderton komplexe Sachverhalte kurzweilig und witzig erklären. Pionierin dieser Schiene ist sicherlich Giulia Enders, die mit "Darm mit Charme" einen Bestseller gelandet hat, der seinesgleichen sucht. Ganz offensichtlich gibt es ein Publikum, das verstehen will, wie der Körper funktioniert.

All jene könnten sich möglicherweise auch für "Hautnah" interessieren. Yael Adler, eine Dermatologin mit einer Praxis in Berlin, ist mindestens genauso hübsch wie Giulia Enders, ebenso eloquent – in Berlin würde man schnoddrig sagen – wie ihr Vorbild und ebenso kurzweilig.

Über die Haut kann man tatsächlich viel erzählen. Die große Stärke des Buches ist seine Tabulosigkeit. Die Autorin beantwortet Fragen, die alle kennen, aber nie beantwortet wurden. Zum Beispiel jene, wie das mit den Hautpickeln in Wirklichkeit ist. Warum sie entstehen, wie sie sich entwickeln und welche Optionen man als Pickelbehafteter tatsächlich hat. Oder die Frage, warum Ohrenschmalz bitter ist oder jungen Männern die Haare ausfallen, wenn sie ihre erste fixe Freundin haben.

Sex und mehr

Abgesehen davon gibt es aber auch ernste Passagen zur Anatomie der Haut, über ihre permanente Erneuerung und die vielen Krankheiten, die sie befallen können. Stets kurzweilig, nie besserwisserisch und wohltuend fächerübergreifend.

Denn in Wirklichkeit nutzt Adler das größte Organ des Menschen, um über viele andere Dinge zu sprechen, die indirekt mit der Haut zu tun haben. Liebe und Sex zum Beispiel oder die Obsession, nicht alt werden zu wollen. Die eine oder andere Desillusion könnte sich einstellen. Aber auch Ernährung macht sich die Autorin zum Thema und einige psychische Erkrankungen und Geschlechtskrankheiten – die ja traditionellerweise ins Fachgebiet der Dermatologie fallen.

Ein bisschen schade ist, dass sie ihrem Vorbild Enders sogar die Idee mit den Illustrationen abgekupfert hat. Die in ihrem Buch über die Haut sind jedoch lange nicht so witzig und geistreich ausgefallen wie jene in "Darm mit Charme", sie sind zudem recht platt und eigentlich verzichtbar. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Vieles, was man in diesem Hautbuch gelesen hat, werden sich die Leser merken. Stichwort: Fußkäse und -pilz. Stichwort: Tatoos. Stichwort: Fettes Essen. Die Lektüre geht unter die Haut. (Karin Pollack, 28.9.2016)