Uschi Lichtenegger (55) hat die Bezirkswahl in der Leopoldstadt gewonnen.

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Schwarz-Blau habe sie dazu bewogen, politisch aktiv zu werden, sagt Uschi Lichtenegger. Sie sei damals ob der Regierungsbeteiligung der FPÖ in "meinem geliebten Österreich fassungslos" gewesen. 2005 wurde die heute 55-Jährige dann Bezirksrätin und Klubobfrau der Grünen in der Wiener Leopoldstadt.

Seit dem überraschenden Sieg bei der Wiederholung der Bezirkswahl am Sonntag steht fest: Lichtenegger wird Bezirksvorsteherin in dem nun dritten grünen Bezirk nach Neubau und Währing. Sie könne es noch gar nicht begreifen, sagte sie am Montag dem STANDARD. Ihr Leben sei "total auf den Kopf gestellt".

Familienhelferin unter Zeitdruck

Lichtenegger wurde 1961 in Wien geboren, wuchs in Niederösterreich auf, besuchte die HAK und absolvierte eine Bürolehre. Nach verschiedenen Jobs im Verlagsbereich und einer Ausbildung als Familienhelferin fing sie 2012 beim Dachverband für sozialökonomische Einrichtungen an. Diesen ihr "wichtigen" Teilzeitjob müsse sie "schweren Herzens" aufgeben, um sich ihrer neuen Funktion zu widmen.

Auch bei ihrem politischen und sozialen Engagement – etwa in puncto Frauenrechte bei der grünen Landesorganisation oder als Mitbegründerin des Grätzl-Blattls – wird die Mutter dreier erwachsener Kinder zurückstecken müssen. Denn auch privat werde sie gebraucht: von ihren zwei Enkeltöchtern.

"Herzensthema" Kinder

In ihren neuen Job will sie mit "ganz vielen Gesprächen" einsteigen. Sie sei zuversichtlich, dass es auch mit der FPÖ im Bezirk einen "guten Gesprächskontakt" geben werde. Was sie nicht wolle, sei "Hetze oder Druck auf Randgruppen".

"Wir stehen immer noch für Hainburg", sagt Lichtenegger über ihre Fraktion mit Bezug auf die Besetzung der Hainburger Au im Jahr 1984. Als Kernthemen der Grünen sieht sie Grünraumschutz und Klimawandel. Das gilt auch für den zweiten Bezirk, wo die Grünflächen erhalten und konsumfrei bleiben sollen: "Menschen sollen einfach in der Wiese abhängen können. Es braucht nicht überall eine Champagnerlounge." Grünflächen sind Lichtenegger auch andernorts wichtig: Sie warb im Wahlkampf etwa damit, dass Schulen saniert und mit Gemüsebeeten ausgestattet werden sollen. "Die Kinder" sind überhaupt ihr "Herzensthema": Es brauche genug Betreuungsplätze. Und Schulwege müssten sicher gestaltet werden.

Seit 2002 lebt Lichtenegger im Volkertviertel, schon davor arbeitete sie in der Leopoldstadt. Ihr Hund, ein Mischling, heißt Honey. (Christa Minkin, 19.9.2016)