Elon Musks Pläne zur Kolonisierung sind mehr als ehrgeizig.

Illustr.: SpaceX

Vorerst existiert das Riesenraumschiff nur als Computerdarstellung. Doch schon in weniger als einem Jahrzehnt soll das Interplanetare Transportsystem Menschen zum Mars bringen.

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Guadalajara – Wenn Elon Musk eine Vision hat, dann gibt er sich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden: Am Dienstag hat der SpaceX-Gründer auf dem internationalen Astronautenkongress im mexikanischen Guadalajara verkündet, er wolle die Menschheit zu einer multiplanetaren Spezies machen. Irgendwann werde die Erde möglicherweise nicht mehr bewohnbar sein, erklärte Musk, dann sollten die Menschen über Alternativen verfügen. Sein Plan lautet daher zunächst: Auf zum Mars – und zwar im großen Stil und womöglich "noch zu unseren Lebzeiten". Die Marskolonie, die er im Sinn hat, soll dereinst nicht eine Hand voll, sondern gleich hunderte Menschen beherbergen.

Video: In der Vorstellung des SpaceX-Gründers werden künftig mehr als hundert Menschen in riesigen Raumschiffen zum Mars fliegen.
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"Verrückte" Pläne"

Als Musk seine Pläne vor einigen Monaten angekündigt hatte, räumte er selbst ein, dass sie "ziemlich verrückt" klingen werden. "Immerhin werdet ihr euch gut unterhalten", meint der Südafrikaner im vergangenen April im Kennedy Space Center der Nasa gegenüber der Presse.

Grundlage seiner Vision einer "City auf dem Mars" ist das Konzept eines interplanetaren wiederverwertbaren Transportsystems, mit dem die Pro-Kopf-Kosten für die Reise dorthin bedeutend gesenkt werden sollen. Derzeit würden sie noch bei rund zehn Milliarden US-Dollar (8,88 Mrd. Euro) pro Passagier liegen.

Die Vehikel der Wahl seien daher in Musks Vorstellung entsprechend groß: Die von SpaceX skizzierten Raumschiffe sollen mindestens 100 Menschen und große Mengen Material transportieren können und die Kosten auf 200.000 Dollar, später sogar auf nur 100.000 Dollar pro Person schrumpfen lassen. Um das bewerkstelligen, sollen die Raumschiffe praktisch zur Gänze wiederverwendbar sein und im Orbit beladen und betankt werden können.

50 Meter langes Raumschiff

In Summe soll die Transportkapazität bei 300 Tonnen liegen, bei Kosten von 140.000 Dollar pro Tonne. Um das zu schaffen, muss der Flug zum Mars in mehreren Etappen ablaufen. In einem ersten Schritt bringt eine 77 Meter hohe Rakete, angetrieben von 42 Raptor-Triebwerken, das eigentliche rund 50 Meter lange Raumschiff in eine Erdumlaufbahn. Nach der Entkoppelung kehrt die Antriebsstufe zur Startrampe zurückkehrt und nimmt einen Treibstofftank auf, der ebenfalls in den niedrigen Orbit geschossen wird.

Nachdem der Treibstoff – Methan und flüssiger Sauerstoff – ins Raumschiff gepumpt wurde, macht sich die Rakete mit dem Tank erneut auf den Weg zur Erde. Das Raumschiff indes bricht Richtung Mars auf und soll dort nur wenige Monate später ankommen.

Ablaufschema: Die mehrstufige Reise zum Mars.
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Unterhaltsamer Flug zum Mars

Langeweile dürfte unter den Passagieren in dieser Zeit keine aufkommen: In den Raumschiffen soll es Kabinen, ein Restaurant, ein Kino und Spiele in der Schwerelosigkeit geben. Die Reise zum Mars müsse "Spaß machen oder aufregend sein", sagte Musk. "Es darf sich nicht beengt oder langweilig anfühlen."

Der Multimilliardär räumte ein, dass die Reise auch tödlich enden könne. Die ersten Flüge zum Mars würden "wirklich sehr gefährlich". Das Risiko eines tödlichen Unfalls sei "sehr hoch". "Daran führt aber kein Weg vorbei", sagte der Unternehmer. Interessenten müssten sich die Frage stellen, ob sie bereit seien zu sterben. "Wenn das für Dich in Ordnung geht, dann bist Du ein Kandidat für den Flug."

Start ab 2024

Musk ist nach eigenen Angaben "optimistisch", dass das erste Mars-Raumschiff im Jahr 2024 starten und den Roten Planeten im darauffolgenden Jahr erreichen kann. Um die Mission vorzubereiten, soll bereits 2018 eine unbemannte Dragon-Kapsel zum Mars fliegen. Was die konkrete Finanzierung seiner Vision betrifft, blieb Musk eher vage.

Einstweilen sei bei SpaceX für dieses Großprojekt nur ein kleiner Budgetposten von allenfalls einigen Dutzend Millionen Dollar reserviert, wie Musk auf einer anschließenden Pressekonferenz verriet. In zwei Jahren allerdings könnte schon die gesamte Belegschaft am Interplanetaren Transportsystem arbeiten. Insgesamt rechnet der gebürtige Südafrikaner mit Entwicklungskosten von etwa zehn Milliarden Dollar – und er hofft auf die finanzielle Unterstützung durch staatliche Mittel.

Video: Elon Musks Keynote beim Astronautenkongress im mexikanischen Guadalajara.
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SpaceX kämpft mit Rückschlägen

Ob Musks Optimismus angebracht ist, bleibt fraglich, zuletzt war SpaceX nicht unbedingt vom Glück verfolgt: Anfang September war eine Rakete des Unternehmens beim Start auf dem US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida explodiert und hatte einen Facebook-Satelliten an Bord zerstört. Bereits im vergangenen Jahr hatte SpaceX eine Rakete verloren, die Nachschub zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen sollte. (red, 28.9.2016)