Sao Paulo – Bei den Kommunalwahlen in Brasilien hat die Arbeiterpartei (PT) der ehemaligen Präsidentin Dilma Rousseff eine schwere Niederlage erlitten. Entgegen allen Erwartungen verlor die PT in ihrer Hochburg São Paulo bereits in der ersten Runde am Sonntag das Rathaus an einen Kandidaten der rechtsgerichteten Sozialdemokratischen Partei Brasiliens (PSDB). Insgesamt verlor die Partei fast 60 Prozent der Rathäuser, in denen sie bisher regierte.

In den Industrievororten von Sao Paulo, den traditionellen Bastionen der PT, schaffte es keiner ihrer Kandidaten in die Stichwahl. In der mit zwölf Millionen Einwohnern größten brasilianischen Stadt São Paulo erreichte Joao Doria von der rechtsgerichteten PSDB auf Anhieb 53,3 Prozent. Der amtierende Bürgermeister Fernando Haddad von der PT kam nur noch auf 16,7 Prozent. 2012 war er mit der Unterstützung von Rousseffs einstmals populärem Vorgänger Luiz Inacio Lula da Silva in das Amt gewählt worden.

Linksextremer in Rio voran

In den Hauptstädten der 18 Bundesstaaten, in denen die Arbeiterpartei Kandidaten aufgestellt hatte, lag sie nur in Rio Branco (Acre) in Führung. In Belo Horizonte, der Hauptstadt des von der PT regierten südöstlichen Bundesstaats Minas Gerais, landete ihr Kandidat nur auf dem vierten Platz.

In vier weiteren Hauptstädten, darunter Rio de Janeiro und Salvador de Bahia, in denen die PT keinen eigenen Kandidaten hatte, schaffte es keiner der von ihr unterstützten Bewerber in die Stichwahl. In Rio de Janeiro lag der evangelikale Senator der rechten Brasilianischen Republikanischen Partei (PRB), Marcello Crivella, mit 27,7 Prozent in Führung hinter Marcelo Freixo von der linksextremen PSOL.

Temer-Unterstützer mit Zuwächsen

In anderen Städten und Kommunen profitierten die Parteien der Rechten und von Mitte-rechts, die Rousseffs Nachfolger an der Staatsspitze, Michel Temer, unterstützen.

Zu den Kommunalwahlen waren mehr als 144 Millionen Stimmberechtigte aufgerufen. Sie galten als Stimmungstest für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2018. Beim Verfehlen der absoluten Mehrheit im ersten Durchgang müssen die beiden Erstplatzierten in den Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern am 30. Oktober in die Stichwahl.

Rousseff war Ende August vom Parlament in einer umstrittenen Entscheidung des Amts enthoben worden. Ihr wurde unter anderem vorgeworfen, Haushaltszahlen geschönt zu haben. Viele Brasilianer machen Rousseff und ihre Arbeiterpartei für die Wirtschaftskrise und den ausufernden Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras verantwortlich. (APA, 3.10.2016)