Wien – Hyperthermie kann in bestimmten Fällen die Heilungschancen bei Krebs erhöhen. Etwa wenn sie zusätzlich zu Strahlen- und Chemotherapie angewendet wird. Darauf wiesen Experten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz anlässlich einer Fachtagung in Wien hin.

Zu dem Thema sind in den vergangenen Jahren mehrere Studien erschienen, in denen die Wirkung der Hyperthermie unter anderem bei Hochrisiko-Weichteil-Sarkomen belegt wurde. So hat sich unter anderem ein signifikanter Überlebensvorteil für Patienten gezeigt, die zusätzlich zu einer Chemotherapie vor und nach der Operation eine sogenannten "Regionale Hyperthermie" erhalten haben, wie Projektleiter Rolf Issels vom Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärte. Dabei wird das Tumorgewebe auf 40 bis 44 Grad erhitzt, was zur einer Verstärkung der Wirkung der Chemotherapie führte.

"In Schmuddelecke geraten"

Nach Ansicht des Experten könnte die "Regionale Hyperthermie" in der auf Immuntherapie ausgerichteten Onkologie zum wichtigsten Partner der Checkpoint-Inhibitoren werden. Diese werden in der Krebstherapie zur Verstärkung der Immunreaktion gegen den Tumor eingesetzt. Die Temperaturerhöhung führt dazu, dass sogenannte immunkompetente Zellen verstärkt zum Tumor transportiert werden und die Immunantwort erhöhten.

"Der allerwichtigste Punkt ist, dass wir in der Klinik Partner finden", sagte Issels. In österreichischen Spitälern wird die Hyperthermie derzeit nicht angewendet. Bis vor einigen Jahren gab es sie in Wien und Graz. Aktuell werden in Österreich Finanzierungsprobleme genannt, wie Felix Sedlmayr, Vorstand der Universitätsklinik für Radiotherapie und Radio-Onkologie in Salzburg erklärte.

Dass die Hyperthermie als Therapieangebot eingestellt wurde, führen Fachleute unter anderem auf eine früher noch nicht so ausgefeilte Technik, damals fehlende wissenschaftliche Beweise der Wirkung und die Propagierung durch einzelne unseriöse Anbieter zurück. "Die Hyperthermie ist damals in eine Schmuddelecke geraten", so Sedlmayr.

Nicht für jeden Krebspatienten geeignet

Bemühungen von Fachmedizinern, die Methode neuerlich zu etablieren, verliefen bisher im Sand. "Die Neuetablieren einer Leistung, die noch nicht angeboten wird, ist in Österreich ein dornenreicher Weg geworden", meinte der Salzburger Radio-Onkologe. "Es fehlt das Bewusstsein, dass ein solider wissenschaftlicher Hintergrund vorhanden ist", ergänzt der Mediziner. In Deutschland wird eine solche Therapie für eine definierte Gruppe von Patienten von den Krankenkassen bezahlt. Auch in der Schweiz, in den Niederlanden und in den USA ist die Behandlungsmethode anerkannt.

In Deutschland "gibt es bei Hochrisiko-Weichteil-Sarkomen keine Diskussion – das wird bezahlt", erläuterte Issels. Etabliert werden sollte ein Zentrum im Rahmen einer onkologischen Klinik, sind sich die Experten einig. "Es geht nicht um jeden onkologischen Patienten", stellte der Münchner Onkologe klar. "Es ist eine Sparte, die sich entwickelt." Die europäische Fachgesellschaft ECCO werde eine Empfehlung abgeben, dass in Österreich ein Zentrum etabliert werde, kündigte Issels an. (APA, 6.10.2016)