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Die einen sagen, Trumps letzte Entgleisung sei eine Entgleisung zu viel. Seine Fans (denen der Kandidat auf dem Bild vor dem Trump Tower zuwinkt) verteidigen seine Aussagen von 2005.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Spencer Platt

Washington/Wien – Es war nicht der erste Skandal, der ans Tageslicht kam, und auch nicht die erste angeblich "rote Linie", die Donald Trump überschritten hat. So hat er bisher in aller Öffentlichkeit bereits Veteranen, Behinderte, Mexikaner beleidigt – generell und unter anderem. Ganz dezidiert waren es exakt 273 Menschen, Länder und Dinge, wie die New York Times kürzlich errechnet hat. Über Frauen hat sich jener Mann, der sich anschickt, im Namen der Republikaner ins Weiße Haus einzuziehen, ebenfalls mehr als nur einmal mehr als herablassend geäußert.

Noch nie aber haben Trumps Aussagen ihn so sehr unter Druck gesetzt wie nach der Enthüllung eines Videos aus dem Jahr 2005, das die Washington Post am Wochenende veröffentlicht hat: Darin ist er zu hören, wie er in vulgärer Sprache damit prahlt, Frauen ungefragt anzumachen, zu küssen und begrapschen. Weiters sagt der damals selbst frisch (zum dritten Mal) verheiratete Trump, er fühle sich "automatisch" zu schönen Frauen hingezogen. "Ich fange einfach an, sie zu küssen. Ich warte nicht einmal. Wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu. Du kannst alles machen. Ihnen an die Muschi fassen. Alles."

Das Video, das von der Washington Post veröffentlicht wurde.

Empört und "angeekelt"

Dieser Drei-Minuten-Clip entfaltete innerhalb kürzester Zeit eine Wucht, wie es bislang kein anderer Skandal geschafft hat. In Massen fallen Politiker seither von ihrem Präsidentschaftskandidaten ab, manche forderten ihn gar zum Rückzug auf. Schließlich droht ihnen angesichts einer derart offensiven Frauenfeindlichkeit auch der Verlust einer wichtiger Wählergruppe: Frauen, junge und gebildetere Konservative.

Associated Press

Paul Ryan, Vorsitzender des Abgeordnetenhauses, zeigte sich "angeekelt" und sagte kurzfristig einen für Samstag geplanten Auftritt mit Trump ab. Auch Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence, zeigte sich empört. Der frühere Präsidentschaftskandidat John McCain kündigte ebenso wie Kaliforniens ehemaliger Gouverneur Arnold Schwarzenegger an, nicht für Trump zu stimmen. Trump selbst entschuldigte sich halbherzig und halb trotzig, darauf hinweisend, dass der Ehemann seiner Konkurrentin Hillary Clinton, Expräsident Bill Clinton, noch schlimmer sei als er. "Wir sehen uns bei der Debatte", sagte Trump, in Anspielung auf das zweite TV-Duell gegen Clinton. Die konnte sich angesichts des Trubels um ihren Konkurrenten darüber freuen, dass die Wikileaks-Enthüllungen über ihr Verhältnis zur Wall Street derweil gänzlich untergingen. (Anna Giulia Fink, 9.10.2016)