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Das Samsung Galaxy Note 7 war mit zahlreichen neuen Features ausgestattet, etwa Schutz vor Wasser.

Foto: Reuters/Hong Ji

Der Schuldige war schnell gefunden: Akkus sollen dafür verantwortlich sein, dass dutzende Samsung-Galaxy-Note-7-Geräte Feuer fingen. Das Problem war so drastisch, dass der Hersteller am Dienstag einen kompletten Produktionsstopp seines Flaggschiffgeräts verkündete und alle verkauften Geräte zurückrief. Doch mittlerweile mehren sich die Zweifel daran, dass tatsächlich der Akku Auslöser für den Defekt ist. Laut einem Bericht der "New York Times" versuchen momentan "hunderte" Mitarbeiter des südkoreanischen Konzerns, einen Fehler in dessen Galaxy Note 7 zu finden – bislang ohne Erfolg.

Fehler nicht reproduzierbar

Samsung sei angeblich nicht in der Lage, die bei über 90 Nutzern aufgetretenen gefährlichen Defekte zu reproduzieren. "Die Batterie wurde zu rasch verantwortlich gemacht", sagte Park Chul-Wan zur "New York Times". Er gilt im Bereich der Akkutechnologie als Koryphäe und forschte etwa am südkoreanischen Korea Electronics Technology Institute. Park denkt nicht, dass die Batterien fehlerhaft oder "das größte Problem" gewesen seien. Wenn wirklich Akkus die Entzündung des Samsung-Geräts auslösen würden, hätten Mitarbeiter dies rasch in einem Labor replizieren können, so Park.

Ein neu aufgetauchtes Video zeigt, wie das Galaxy Note 7 plötzlich zu brennen beginnt
Associated Press

Rückruf vom Rückruf

Tatsächlich erklärt die Konzentration auf Akkus auch, wie Samsung in die katastrophale Situation geraten war, einen Rückruf vom Rückruf starten zu müssen. Ursprünglich hatte Samsung gedacht, nur jene Galaxy-Note-7-Geräte seien anfällig, die mit einem Akku einer Samsung-Tochterfirma ausgestattet waren. Deshalb wurden diese zurückgerufen und gegen Geräte mit Akkus vom Fremdhersteller ATL ausgetauscht. Mittlerweile haben aber auch diese Feuer gefangen. Da Samsung laut Berichten nun ratlos war, was den Defekt auslöst, gab es keine Alternative zum Verkaufs- und Produktionsstopp.

Milliardenverluste

Womöglich hat Samsung versucht, zu viele Features in das Gerät zu packen. Das Galaxy Note 7 sollte unbedingt das beste Smartphone am Markt werden und fristgerecht vor dem iPhone 7 erscheinen. Der enge Produktionszyklus ließ offenbar keine Zeit für ausreichende Qualitätskontrollen. Allerdings sollen hunderte Beta-Tester das Gerät mehrere Wochen intensiv benutzt haben, wobei es zu keinen Defekten gekommen war.

Für Samsung bedeutet die Einstellung des Smartphones nicht nur praktische Verluste in der Höhe von geschätzt über einer Milliarde Euro, sondern auch eine langfristige Gefährdung der Marke. Zwar ist die Smartphonesparte beileibe nicht Samsungs einziges Tätigkeitsfeld, allerdings könnten sich Imageschäden auch auf andere Geräteverkäufe auswirken – vor allem, wenn Samsung keinen Grund für den Defekt eruieren kann. (fsc, 12.10.2016)