Viruserkrankungen sind medizinisch betrachtet immer noch ein großes Problem. Hepatitis, West-Nil, Zika- oder Ebola-Viren versetzen die Welt immer wieder in Angst und Schrecken. Im Grund sind Viren Parasiten, denen die grundlegende Stoffwechselwege, um sich selbständig vermehren zu können, fehlen. Um sich im Körper ausbreiten zu können, kapern sie die metabolische Maschinerie ihres infizierten Wirtes. Wie dies genau abläuft, ist bis heute noch nicht in allen Details geklärt.

Ein internationales Wissenschafterteam hat nun einen Mechanismus entdeckt, mit dem das Hepatitis-C-Virus (HCV) menschliche Zellen umprogrammiert, um sich im Körper des Wirts einnisten zu können. "Diese Erkenntnis ist wegweisend, denn so wissen wir nun, wie genau das verhindert werden kann", sagt Martin Trippler von der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie Hepatologie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Universitätsklinikum Essen, Mitautor er Studie, die gerade in der renommierten Fachzeitschrift Nature Chemical Biology veröffentlicht wurde.

Genetische Schalter

Der internationalen Forschergruppe unter Leitung von Yaakov Nahmias (Jerusalem) gelang es, eine Reihe genetischer Schalter zu identifizieren, die die metabolische Antwort auf eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus kontrollieren. Sie konnten zeigen, wie die Gene Prozesse wie den Glukose- und Fettstoffwechsel kontrollieren und den Lebenszyklus des Hepatitis-C-Virus beeinflussen.

Während einige Stoffwechselprozesse im Versuch förderlich für die Viren waren, indem sie zum Beispiel seine Vermehrung beschleunigten, waren andere überraschenderweise antiviral, indem sie seinen Lebenszyklus unterbrachen. Sprich: Zellen können die Vermehrung von Viren blockieren, indem sie den Zugriff auf entscheidende Bausteine verweigern. Diese Erkenntnis eröffnet neue Therapieoptionen bei Virusinfektionen. "Man sollte sich die Genregulation der metabolischen Prozesse zunutze machen, auf die die Viren angewiesen sind", so Trippler.

Labormodell der Leber

Um herauszufinden, über welche Mechanismen die HCV-Viren in die Stoffwechselregulation eingreifen, verwendete die Forschergruppe ein Labormodell mit menschlichen Leberzellen. Durch die Kartographierung des Stoffwechsels sowohl von HCV-infizierten als auch von normalen Leberzellen ließ sich der Akzent auf gestörte metabolische Prozesse setzen.

Es zeigte sich, dass nukleäre Rezeptoren maßgeblich für diese Deregulierung verantwortlich sind. Nukleäre Rezeptoren sind Proteine, die innerhalb von Zellen durch Metabolite wie Fettsäuren oder Glukose aktiviert werden. In der Folge erlauben sie es den Zellen, auf Wechsel des Nährstoffangebotes (zum Beispiel nach einer Mahlzeit) zu reagieren.

Viren wie das Hepatitis-C-Virus können in diesen Prozess eingreifen und so zum Beispiel Fettlebererkrankung und Diabetes auslösen. Im Versuch wurden die nukleären Rezeptoren infizierter Leberzellen mittels spezifischer Arzneimittel blockiert. Während die Blockade des Glukose-Metabolismus schädlich für das HCV war, bewirkte die Blockade des Fettstoffwechsels das Gegenteil und erhöhte sogar die HCV-Vermehrungsrate. Diese Ergebnisse bestätigten sich auch bereits in einer kleinen Gruppe von HCV-Patienten. Auf dieser Basis kann nun an auch neuen Medikamenten für HCV-Infizierte geforscht werden. (red/idw, 14.10.2016)