Je mehr Menschen zusammenkommen, desto höher das Konfliktpotenzial.

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Ob nun auf Großveranstaltungen, Partys oder auch in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf öffentlichen Plätzen: Je mehr Menschen aufeinanderstoßen, desto angespannter ist die Situation. Das kann zu Gedränge, Streitereien und anderen Gefahrensituationen führen.

Wann viel gedrängt wird

Großes Gedränge, das auch Massenpanik auslösen kann, wird in der Wissenschaft durch zwei Effekte charakterisiert: der "Freezing-by-Heating"-Effekt ist beispielsweise in Fußgängerzonen zu beobachten: Sind wenige Menschen unterwegs, gehen diese meistens langsam. Je mehr Menschen jedoch entgegenkommen, desto schneller will der Einzelne vorankommen, ausweichen und überholen. Das führt dazu, dass sich Gruppen aus entgegengesetzten Bewegungsrichtungen gegenüberstehen und gegenseitig blockieren.

Das zweite Phänomen, der "Faster-is-slower"-Effekt, tritt meistens dann auf, wenn Menschenmassen durch Engstellen müssen, etwa in Stationen öffentlicher Verkehrsmittel. Je mehr Menschen von hinten nachkommen, desto schneller wollen die Menschen durchkommen. Dadurch wird der Druck auf die vorne Stehenden erhöht, es kommt zum Flaschenhals-Effekt. Grundsätzlich gilt eine Dichte von sechs Personen pro Quadratmeter als kritisch für eine Massenturbulenz. Dabei können durch lokale Verdichtungen Schockwellen enstehen, die einzelne Menschen von den Fußen reißen.

Flüchten oder helfen?

Doch wie reagieren Menschen in Gefahrensituationen? Wissenschafter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung haben in einer jüngst publizierten Studie herausgefunden, dass in Extremsituationen nicht nur die schlechten, sondern auch die guten Eigenschaften stärker ausgeprägt sind. Das heißt: egoistische Menschen in Notsituationen noch egoistischer agieren, und soziale, selbstlose Menschen noch hilfsbereiter handeln, als sie es ohnehin schon tun.

Eine Notsituation ensteht nicht nur bei Großveranstaltungen, auch im Alltag werden Szenen beobachtet, die jeden Einzelnen abwägen lassen, ob er oder sie jetzt agieren oder doch lieber im Hintergrund bleiben soll:

Wann haben Sie eingegriffen?

Kommt Ihnen die oben geschilderte Situation bekannt vor? Welche heiklen Situationen haben Sie im Alltag erlebt, und wie haben Sie reagiert? Welche Gedanken sind Ihnen durch den Kopf gegangen, bevor Sie sich entschieden haben, ob Sie helfen oder nicht? Haben Sie eine Massenpanik selbst erlebt? (sni, 24.10.2016)