Drei alteingeführte High-Performance-Markenzeichen, und zwei Neuzugänge: M ist bei BMW für schnelle Ware zuständig, ...

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... AMG bei Mercedes, ...

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... und bei Audi ist das zur quattro GmbH (heißt neuerdings Audi Sport) gehörige Kürzel RS bestens eingeführt.

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Lexus hat das forcierte F lanciert, ...

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... Jaguar soeben das ambitionierte SVR.

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Special vehicle operations. Nein, das ist jetzt kein englischer Geheimdienst, der uns in die letzte Lücke des Schlafzimmers lugt, sondern Jaguars nigelnagelneue Hochleistungsabteilung. Die Überlegung des (deutschen) Managements von JLR (Jaguar Land Rover) war wohl die: Wenn man schon einen so reinrassigen Renner wie den F-Type im Stall hat, warum nicht machen wie die Deutschen und noch was Brachiales draufsetzen? Schwuppsdiwupps war SVR geboren (mit Sitz in Coventry) und dessen Erstling, der F-Type SVR. Bewaffnet mit einem 5,0-Liter-Kompressor-V8 Motor, der nicht weniger als 575 PS an alle vier Räder abliefert, Kostenpunkt für das Coupé: 176.400 €, für den Roadster: 185.300 €.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Und das ist der nächste Punkt: Glaubhaft wird den Kunden versichert, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Den Herstellern bringt das außergewöhnlich fette Margen (Preis), den Ingenieuren macht die Auslotung des technisch Machbaren (Leistung) Spaß. Fette Gewinne freuen wiederum den verehrten Shareholder, kann der sich so doch endlich die Butter aufs trockene Brot leisten.

Der Auftakt bei Jaguar ist also gemacht, wir sind gespannt, was als Nächstes kommt. Bei Lexus geht die Antwort auf die deutschen Platzhirsche bereits ins verflixte siebente Jahr: 2007 war der IS-F – direkt angesetzt auf den BMW M3 – der erste, noch nicht restlos überzeugende Versuch, eine eigene High-Performance-Schiene zu lancieren. Das schnelle F steht für das Haupttestgelände, den Fuji Speedway in Oyama – quasi das Japan-Pendant zur Nürburgring-Nordschleife. Doch schon das nächste Ding war ein echter Hammer, 2010, der Supersportler LFA. Mit 4,8-Liter-V10-Frontmittelmotor, 560 PS in der zivilen Fassung, 571 PS in der gepfefferten. Mit LFA und dem 2015 folgenden RC F – 5,0-Liter-V8, 477 PS – hat die F-Partie die Meisterprüfung bestanden, willkommen im elitären Club.

Solitär

Lexus' Strategie, einerseits komplett eigenständige Sportwagen, andererseits Hochleistungsableger von Großserienautos auf die Räder zu stellen, gleicht auffällig der von Mercedes (AMG) und Audi (R/RS). Bei AMG heißt der Solitär GT, in jüngster Ausformung GT R (4,0 V8, 585 PS; ab 2017), der Rest sind viele, viele hyperpotente Sportableger von Serienbaureihen. Die Dinger reißt man ihnen förmlich aus der Hand, wir reden von zuletzt 68.875 Autos mit AMG-Label, eine Verdoppelung in nur zwei Jahren.

Ähnliches gilt für Audi und BMW. Bei Audi war seit 1983 die quattro GmbH zuständig, sie baut in Neckarsulm den Supersportwagen R8 und die RS-Modelle. Aus der alteingeführten "quattro" wurde auf dem Pariser Salon soeben "Audi Sport", vermutlich eine kleine Willkommensgeste für den neuen Geschäftsführer und davor langjährigen Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann. Rund 17.000 Fahrzeuge waren das 2015 (davon etwa 2200 R8), 13 Prozent mehr als 2014 und doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren.

Hochleistungsgesellschafter

Bei BMW hingegen hat man keinen Einzelkämpfer à la GT oder R8 im Ärmel, dafür aber eine Reihe beeindruckender Hochleistungsgesellschafter, von denen derzeit bestimmt M2 (370 PS), M3/M4 (jeweils 431 PS), speziell aber der auf 700 Stück limitierte M4 GTS (mit Wassereinspritzung und 500 PS) am reinsten den eigentlichen M-Gedanken verkörpern. Die zuständige M GmbH jedenfalls hat ihr Absatzvolumen seit 2010 fast vervierfacht, 62.400 "M" wurden an glückliche Kunden verkauft. Rekord, Rekord, Rekord.

Von solchen Größenordnungen können Lexus und Jaguar nur träumen. Doch es gilt das olympische Prinzip: Dabeisein ist alles. Fehlt dann noch Volvo ... Und über das Thema Kundensport reden wir dann nächstes Mal. (Andreas Stockinger, 29.10.2016)