Beim Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Salzburger Kommunalfriedhof wurde ein Kranz im Gedenken niedergelegt.

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Salzburg – Während sich in der Salzburger Innenstadt die Hubschrauber des Österreichischen Bundesheeres in Stellung brachten, um anlässlich der Leistungsschau am Nationalfeiertag einen Sturm auf die Festung zu simulieren, trafen sich rund achzig Menschen am Kommunalfriedhof zur Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus.

Am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus begrüßte der Obmann des KZ-Verbandes Josef Enzendorfer die Anwesenden. Es gebe immer noch ein Problem mit der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Österreich und Salzburg, sagte Enzendorfer. Den Opfern des Nazi-Regimes ein Denkmal zu errichten sei in Salzburg in den 1950er-Jahren nicht verwirklicht worden. Erst im Jahr 2002 habe sich der Bürgermeister dazu entschlossen, ein Mahnmal am Bahnhof zu errichten. "So ist die Stadt mit der Geschichte des Widerstandes umgegangen."

KZ-Verband fordert Straßen umzubenennen

Als gegenwärtiges Problem nannte der Obmann des KZ-Verbandes, dass immer noch Straßen nach Nationalsozialisten benannt seien – etwa die Josef-Thorak-Straße, die noch immer nach Hitlers Lieblingsbildhauer benannt sei. Der KZ-Verband setze sich dafür ein, die Straße stattdessen nach einem Widerstandskämpfer zu benennen.

Der Umgang der Stadt Salzburg mit dem Nazi-Bildhauer Josef Thorak sorgte schon mehrmals für Aufregung. Der Salzburger Aktionskünstler Daniel Toporis machte zuletzt zusammen mit dem Münchner Künstler Wolfram Kastner mit einer Kunstaktion auf den nationalsozialistischen Hintergrund des Künstlers aufmerksam. Bei der Gedenkfeier am Mittwoch hielt er die Festrede.

Erklärungstafeln für Statuen gefordert

Thorak habe die "größenwahnsinnigen Ideale der Nazis in Bild gehauen" und die Stadt Salzburg verschanze sich hinter einer Historikerdiskussion, sagte Toporis. Das die Straße noch nicht umbenannt ist und es auch noch immer keine Erklärungstafeln für die beiden Thorak-Statuen im Mirabellgarten gebe, sei ein Skandal. "Thoraks Kunst ist so mittelmäßig und banal, dass sie gut in das Spießbürgertum des Mirabellgartens passt", betonte Toporis.

Seit seiner Kunstaktion "Entthoraken" werde er spöttisch der "Thorakjäger von Salzburg" genannt und das Kulturamt der Stadt Salzburg mache ihm seine Arbeit schwer. Eine Ausstellung sei fast nicht genehmigt worden und auch sonst sei das Amt seit seiner Kunstaktion wenig kooperativ, schilderte Toporis.

Auch am Grab von sechs ermordeten Salzburger Widerstandskämpfern, das im Vorjahr zum Ehrengrab der Stadt Salzburg wurde, und am Obelisken der sowjetischen Kriegsgefangenen wurde am Mittwoch ein Kranz niedergelegt. (Stefanie Ruep, 26.10.2016)