Bei dem Wohnprojekt in Graz-Reininghaus könnte es – nach derzeitigem Stand – einen Fußballplatz auf dem Dach geben. Bei der individuellen Wohnfläche wird dafür kräftig gespart.

Visualisierung: iLive Holding

Küchenzeile, Bad sowie Wohn- und Schlafzimmer in einem – eine klassische Wohnung eben. Nur ist all das auf 23 Quadratmetern untergebracht. Dafür muss aber jeder Winkel ausgenutzt werden: Das Sideboard kann zum Sitzplatz werden, im Schrank ist der Platz für den Besen fix eingeplant, der Staubsauger kann in einer eigens dafür vorgesehenen Ecke verstaut werden. Nichts darf im Weg stehen.

Solche sogenannten Mikroapartments gibt es immer öfter in wachsenden Städten, wo Wohnraum knapp und teuer ist. Die Zielgruppe reicht von Studierenden bis zu Pendlern. Die deutsche iLive-Gruppe plant ein solches Projekt mit 300 Kleinwohnungen derzeit auf den Grazer Reininghausgründen. Der Baustart steht noch nicht fest, erklärt Pressesprecherin Julia Pietsch dem STANDARD: "Wenn alles gut läuft, soll aber nächstes Jahr mit der Vermarktung begonnen werden."

Das Geschäftsmodell: Die Wohnungen werden von Kapitalanlegern gekauft. Die Auswahl der Mieter und alle Services übernimmt dann die iLive-Gruppe, die 13 Objekte in Deutschland betreibt. Die Investoren erhalten eine Durchschnittsmiete pro Quadratmeter Wohnfläche. "Das hat den Vorteil, dass es auch bei Leerstand eine Ausschüttung gibt", so Pietsch.

Expansion in die Schweiz

Zu den Wohnungspreisen in Graz könne man derzeit noch nichts sagen, sagt Pietsch. In Deutschland beginne das günstigste Apartment bei 110.000 Euro. Für die Mieter liegt die Quadratmetermiete im Schnitt bei 18 Euro. Das ist viel, sagen auch Investoren anfangs immer, wie Pietsch zugibt: "Die Baukosten sind bei kleineren Wohnungen aber auf den Quadratmeter gerechnet höher", sagt sie. Außerdem würden die Mieter die zusätzlichen Angebote – ein Fitnesscenter im Haus und organisierte Skiausflüge zum Beispiel – sowie den fixen Kompaktpreis für die fertig möblierte Wohnung schätzen.

Graz ist das erste Projekt von iLive außerhalb Deutschlands. Derzeit werde eine Expansion in die Schweiz geprüft, erzählt Pietsch. Auch Wien habe man sich bereits angeschaut.

Dort entsteht gerade ein ähnliches Projekt beim Hauptbahnhof, wo die Joint Venture Partner Construct, GBI AG und Rhomberg Bau ein Projekt mit 162 Serviced Apartments zur Kurzzeitmiete entwickelt haben. Vor einigen Monaten wurde es an die Württembergische Versicherung AG verkauft. Die Fertigstellung ist für das vierte Quartal 2017 geplant.

Musterwohnungen wichtig

Auch im Wiener Viertel Zwei im zweiten Bezirk wird derzeit an kompakten Eigentumswohnungen im Projekt Studio Zwei gebaut. Der Großteil der 92 Wohnungen wird 32 Quadratmeter groß sein: "Was wir aber bemerkt haben: Die Menschen haben Schwierigkeiten, sich diese 32 Quadratmeter vorzustellen", berichtet Florian Felder von der IC Projektentwicklung.

Daher wurde vor kurzem gleich gegenüber der Trabrennbahn in der Krieau ein Container mit einer fertigen Musterwohnung für Interessenten aufgestellt. Die Käufer seien nicht nur Anleger und Pendler, sondern auch junge Menschen, denen das Konzept des ganzen Hauses mit Gemeinschaftsterrasse mit Grillplätzen auf dem Dach und begrünter Fassade gefällt.

Die günstigste Wohnung kostete ohne Ausstattung 170.000 Euro. "Der Großteil kauft die Wohnung aber mit Ausstattung", sagt Felder. Also zum Beispiel mit in der Wand verstaubarer Küche und ausklappbarem Bett. (Franziska Zoidl, 30.10.2016)