Leipzig – Zum Nationalfeiertag nach Leipzig, wo 1813 Österreichs Streitkräfte mit dazu beigetragen haben, Napoleons Despotie über Europa ein Ende zu setzen, dazu lässt man sich gerne überreden. Zumal man in dem Fall konkret in einem Gelände landet, das den Namen eines berühmten Altösterreichers trägt, Ferdinand Porsche.

Werk Leipzig

Im Jahr 2000 wurde neben dem Flughafen der Grundstein gelegt für das Werk Leipzig, wo heute die SUVs Cayenne und Macan und der Panamera gefertigt werden. 1,3 Milliarden Euro wurden bisher investiert, 500 Mio. davon zuletzt in ein Karosseriewerk für den Panamera (der nun komplett hier gefertigt wird; es entstanden 600 neue Arbeitsplätze), und das haben wir uns im Rahmen eines Workshops genauer angesehen.

475 Roboter schweißen, kleben, fügen, schrauben, nieten, bis der Panamera fertig ist.
Foto: Porsche

Vorher ergab sich im Kundenzentrum noch Gelegenheit für einen Blick auf die hauseigene Teststrecke. Dort können Porsche-Fans und -Besitzer ihr Können optimieren (schon jetzt zu früher Stunde füllt sich die Hütte mit Adrenalinausschüttungsaspiranten); dort erfuhren wir zuletzt neben Walter Röhrl, welches sportliche Potenzial im Macan steckt; dort fährt jeder Leipzig-Porsche seine ersten Testkilometer, bevor er in Kundenhand gelangt; und auf dem Geländeparcours halten Wildpferde und Auerochsen den Bewuchs kurz – das spart den großen Rasenmäher und schafft wunderbare Geländetestmöglichkeiten.

Wo waren wir? Karosseriewerk. Hochgezogen in knapp zwei Jahren Bauzeit. Ein Riesending. Rund 60.000 m². Mit das modernste, innovativste der Welt. Wir befinden uns in der Hochfahrphase, 60 Panameras verlassen täglich die Halle. Ist die Produktion dann auf Kammlinie, werden es 250 sein – im Dreischichtbetrieb, mit 200 Werkern pro Schicht. Doch ganz ehrlich: Die sieht man kaum neben dieser Armee von Robotern. 475 solche Maschinen (laser)schweißen, kleben, fügen, schrauben zusammen, was zusammengehört. 430 Teile pro Panamera-Karosse.

Mischen possible

"Ein Blech kommt zum nächsten, irgendwie ist dann das Auto fertig", erläutert Christoph Beerhalter, Leiter der Anlage. Wobei das ein höchst komplexer Prozess ist, noch komplexer durch das Faktum der Mischbauweise, von Aluguss und -blechen bis hin zum Stahl.

Zum Intensivtraining wurde in dieser Halle eine 1000 m² große "Technologiezelle" installiert, wo alle Fügeprozesse im Kleinen dargestellt werden können und Mitarbeiter auch spielerisch lernen, mit dem Kollegen Roboter umzugehen, zeichnen mit dem Stift etwa – in Robis Greifhand.

Im Qualitätszentrum geht es um Feinstschliff des Porsche Panamera.
Foto: Porsche

Ein eigenes Presswerk gibt es in Leipzig nicht, die Karosserieteile werden aus aller Welt zugeliefert. Doch wer weiß, ob da das letzte Wort schon gesprochen ist.

Die andere schicke neue Baulichkeit ist das am 2. Juni eröffnete Qualitätszentrum. Auf 6000 m² sind alle Bereiche der Fahrzeugoptimierung vor Serienstart gebündelt, mit Meisterbock, Cubing und einer Stellfläche mit "Messelicht" (wie auf den Automessen), wo darauf geachtet wird, dass die einzelnen Teile im Zehntelmillimeterbereich passen. Wenn nicht, müssen die Zulieferer so lange daran feilen, bis es passt. In dem Bau treffen sich alle vier Wochen die Porsche-Vorstände, um sich über den jeweiligen Status quo unterrichten zu lassen. Und dann zu wettern oder loben. Vermutlich. (Andreas Stockinger, 3.11.2016)