Dass die Mariahilfer Straße nicht gerade als Food-Mekka bekannt ist, ist keine Neuigkeit. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, dass hier regelmäßig neue Modeketten ihre Pforten öffnen und man mangels Angebot nach dem Einkaufen die Straße wechseln muss, um an vernünftiges Essen zu kommen. Wer dank neuer Fußgänger- und Begegnungszone per pedes einkaufenderweise unterwegs ist, sollte bei aufkommendem Hungergefühl einen Schritt in die Nebengassen wagen.

Nur wenige Schritte vom Shoppingwahnsinn entfernt eröffnete der Schweizer Remo Girstmair vor kurzem in der Zollergasse einen asiatischen Streetfood-Laden. Zum Glück bietet er darin nicht das übliche Mainstream-Straßenessen (Asia-Nudeln, Gyozas, Sushi …) an, sondern beschränkt sich auf eine in Taiwan beliebte Spezialität. Die Rede ist von Gua Bao, einem gedämpften Teigfladen, der mit knusprigem Schweinebauch und allerhand Pickles und Kräutern gefüllt wird.

Gua Bao (zwei Stück 6,90 Euro, drei Stück 8,90 Euro) ist der Klassiker der taiwanesischen Straßenküche.
Foto: Alex Stranig

Girstmair kredenzt seine Bao außerdem in zwei weiteren Varianten: Tofu und Hendl. Betritt man das puristisch und mit nur wenigen Sitzplätzen ausgestattete Lokal, fällt der Blick sofort auf den selbstgebauten Bambusdämpfer mit Seilzug. Er ist das Herzstück und wichtigstes Küchenutensil, will man flaumig weiche Baos herstellen.

Flauschig weiche Fladen

Von der Form her erinnern die Fladen an Tacos, von der Konsistenz her an Germknödel. Das liegt an der enthaltenen Germ. Mindestens genauso wichtig ist aber die Füllung. Das klassische Gua Bao füllt man hier mit knusprig-saftigem Bauch vom Tullnerfelder Schwein, Gurke, Koriander und Hoisin-Sauce. Eine Symbiose, die schmackhafter nicht sein könnte.

Steirisches Hendl im asiatischen Fladen (zwei Stück 6,90 Euro, drei Stück 8,90 Euro) bekommt man mit einer Wasabi-Sesam-Honig-Marinade.
Foto: Alex Stranig

Nicht weniger köstlich schmeckt die Bao-Variante mit paniertem Huhn, roten Rüben und einer Marinade aus Wasabi, Sesam und Honig. Isst man die Tofu-Variante mit Avocado, Limette und Daikon als letzten Gang der Bao-Trias, retten einen die Süßkartoffelpommes mit Kimchi-Ketchup über den etwas faden Geschmack und die in Summe lasche Konsistenz hinweg.

Selbstgemachte Süßkartoffelpommes (3,50 Euro) werden mit Kimchi-Ketchup serviert.
Foto: Alex Stranig

Während die meisten Saucen selbstgemacht sind, ist es etwas schade, dass die aus dem Asia-Laden bekannte Chili-Sauce in der Plastikflasche auf dem Tisch steht. Aber das ist nichts, was sich nicht mit einem frisch gezapften Kirin-Bier aus Japan runterspülen ließe. Und wer gern härteren Alkohol trinkt, dem sei die neue American Bar "Agent Oscar" ans Herz gelegt, die genau gegenüber der Bao-Bar kürzlich eröffnete. Cheers und Kanpai! (Alex Stranig, 1.11.2016)

Die Bao-Bar liegt nur wenige Schritte von der Mariahilfer Straße entfernt.
Foto: Alex Stranig