Für die Dinosaurier bedeutete der Asteroideneinschlag letztlich das Ende. Forscher haben nun untersucht, wie schnell sich Insekten wieder erholten – und kamen zu erstaunlichen Ergebnissen.

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Reste von Galläpfeln auf einem 67 Millionen Jahre alten Blatt.


Michael Donovan

Die Forscher auf der Suche nach versteinerten Blättern im Palacio de los Loros in Patagonien.

Peter Wilf

State College / Wien – Die Explosion hatte die Sprengkraft von mindestens 200 Millionen Hiroshima-Bomben – und entsprechend gewaltige Folgen. Verursacht wurde das Inferno vor rund 66 Millionen Jahren von einem Asteroiden mit dem Durchmesser von etwa zehn Kilometern. Als unmittelbare Folge des Einschlags gingen rund 75 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten zugrunde, darunter eben auch die Dinosaurier.

Noch heute zeichnen sich im Bereich der mexikanischen Halbinsel Yucatán die gigantischen Spuren des Asteroiden ab. Nach wie vor sind viele Details der epochalen Ereignisse rund um das Massensterben am Ende der Kreidezeit unklar. Aus diesem Grund unternahm man in diesem Jahr beispielsweise Bohrungen ins Herz des Dino-Killers, um mehr über den Impakt und seine lokale Wirkung zu erfahren.

Zerstörte Nahrungsketten

Relativ sicher ist nur, dass durch die globalen Klimafolgen weltweit Nahrungsketten zusammenbrachen. Und offensichtlich ist auch, dass etliche Tier- und Pflanzenarten überlebten, die sich nach den Dinosauriern die Lebensräume rund um den Globus teilten. Wo sich welche Tier- und Pflanzenarten am schnellsten wieder erholten, gilt freilich als umstritten.

Eine umstrittene Hypothese lautet, dass sich der Asteroideneinschlag auf der Südhalbkugel weniger stark ausgewirkt hat, wodurch der Süden als Zufluchtsort für Arten dienen konnte, die in der nördlichen Hemisphäre ausstarben.

Um die Frage zu klären, haben sich Paläontologen um Michael Donovan (Pennsylvania State University) nach Argentinien begeben, konkret in die patagonische Provinz Chubut. Dort sammelten sie insgesamt 3646 fossile Blätter, die in einer Zeitspanne von einigen Millionen Jahren rund um den Chicxulub-Impakt versteinerten.

Schlüsse aus Blättern

Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Schädlingsbefall, den Löchern, Minen-Gängen und sogenannten Galläpfeln, die manche Insekten durch ihre Ernährungsweise in Blättern verursachen. Mittels dieser Methode lassen sich Rückschlüsse auf den Befall und auf die einstige Artenvielfalt bei den Insekten ziehen.

Die Analysen des Teams rund um Donovan, die im neuen Fachblatt Nature Ecology & Evolution publiziert wurden, widersprechen der Hypothese vom südlichen Refugium: Wie Vergleiche mit ähnlichen Funden in Nordamerika nahelegen, gingen die Blattschädlinge in der Folge des Asteroideneinschlags in Südamerika ähnlich stark zurück wie auf der Nordhalbkugel.

Gleichwohl diagnostizierten die Paläontologen einen großen Unterschied: Im Süden war bereits gut vier Millionen Jahre nach dem "Weltenbrand" die einstige Vielfalt bei den Pflanzenschädlingen wieder hergestellt, während es in der nördlichen Hemisphäre gut neun Millionen Jahre dauerte.

Nähe zum Einschlagsort

Für die Wissenschafter ist damit ein erster konkreter Beleg geliefert, dass die südlichen Ökosysteme zwar von der Aussterbewelle stark betroffen waren. Diese hätten sich aber deutlich früher erholt, was wohl auch an der jeweiligen Entfernung zum Einschlagsort im heutigen Mexiko lag. Es gibt zudem aber Einflussgrößen, die bislang mysteriös bleiben, so die Forscher.