Der schnellste Schütze des Wilden Westens wird 70: Lucky Luke.

Foto: Lucky Comics

Wenn landläufig gilt, dass man im Alter langsamer wird, gilt das für einen nicht. Noch mit 70 Jahren schießt Lucky Luke schneller als sein Schatten. Am 14. November 1946 erschien die erste Comicgeschichte über den einsamen Cowboy, in Europa zählt er zu den erfolgreichsten Comics mit mehr als 30 Millionen allein in Deutschland verkauften Heften.

Lucky Luke entsprang der Fantasie des belgischen Illustrators Maurice de Bevere alias Morris. In Zusammenarbeit mit dem Texter René Goscinny erlebte der Held sein goldenes Zeitalter, das, monetär betrachtet, bis heute anhält.

Lucky Luke ist ein Einzelgänger, der mit dem Lied "I'm a poor lonesome cowboy ..." auf den Lippen durch den Westen reitet. Luke steht auf der Seite des Guten. Unterstützt wird er vom besten Freund des Menschen, seinem Pferd Jolly Jumper. Ein Hund taucht in den Geschichten zwar auf, doch der, Rantanplan, ist intellektuell zum Vergessen. Der drollige Gefängnisköter verwechselt und vergisst alles. Jolly Jumper hingegen geht von sich aus zum Hufschmied, einkaufen oder sattelt sich selbstständig. Das spielt Lucky Luke frei, um seinen – oft mit realen Vorbildern angereicherten – Abenteuern nachzugehen.

Er bekämpft Stacheldraht auf der Prärie oder die Dalton-Brüder, alles weitgehend unblutig. Sein Ruf als schnellster Schütze des Wilden Westens verleiht ihm die entsprechende Autorität, der Rest ist List und Schläue. Das reicht, um den cholerischen Joe, William, Jack und den langsamen Averell Dalton wieder hinter Gitter zu bringen.

Manchmal nimmt er einen Drink im Saloon und rollt sich dazu einen Tschick zum Zwecke des Müßiggangs, während die Sonne am Horizont versinkt. Aber das war früher. In den 1980ern gewöhnte sich Luke aufgrund gesellschaftlichen Drucks das Rauchen ab und stieg auf Strohhalmkauen um. Viele sagen, seit damals sei er nicht mehr derselbe.

Selbst nach dem Ableben von Morris und Goscinny ritt er unbeirrt weiter. Er überlebte Verfilmungen mit Terence Hill (ein Hit!) und Till Schweiger (ein Flop!) und sorgt bis heute für Gerechtigkeit im Monument Valley. Wie er seinen Ehrentag am Montag begehen wird, weiß man nicht, seine Verlage füttern die Fangemeinde schon das ganze Jahr über mit Neuauflagen. Vielleicht zündet er sich ja einen Tschick an und kippt einen Whiskey. Im Geheimen, versteht sich, nicht vor den Kindern. Dann ist er wieder lucky, der Luke. (Karl Fluch, 11.11.2016)