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Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der als Unterstützer der Demokraten gilt, im Juni 2016 mit US-Präsident Barack Obama

Foto: Reuters/Lamarque

Es sei eine "verrückte Idee", dass die von Kritikern attestierte Flut an Falschmeldungen auf Facebook die US-Präsidentschaftswahl beeinflusst habe, erklärte Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor wenigen Tagen. Doch Führungskräfte seines Unternehmens sehen das offenbar anders. Wie die New York Times unter Berufung auf Insider berichtet, diskutierten Spitzenmanager des sozialen Netzwerks in einem Chat, der bereits am Wahlabend stattgefunden haben soll, über Konsequenzen aus der großen Anzahl an Fehlinformationen auf ihrer Plattform.

Sorge über rassistische Memes

Mitarbeiter sorgen sich vor allem wegen der rasanten Verbreitung von teils rassistischen, teils frei erfundenen Memes, die von der "Alt-Right"-Bewegung rund um die Webseite Breitbart.com verbreitet werden. Da sich immer mehr US-Amerikaner (und Bürger weltweit) primär über Facebook informieren, müsse sich der Konzern auch als Medienunternehmen definieren, fordern die internen Kritiker. Sie wollen, dass sich eine Task Force nun um die Fake-News auf Facebook kümmert. So wurde die Falschmeldung, dass Papst Franziskus zur Wahl von Donald Trump aufgerufen hatte, wohl von Millionen Nutzern gesehen.

Auch die These, dass die politische Polarisierung durch sogenannte "Echokammern" verstärkt werden, wird von den internen Kritikern ernstgenommen. Viel weist darauf hin, dass der Algorithmus des sozialen Netzwerkes, der Inhalte eher anzeigt, die vorher konsumierten ähnlich sind, zur Bildung von Parallelwelten beiträgt.

Zuckerberg: 99 Prozent der Inhalte echt

Chef und Gründer Zuckerberg hält indes an der Unschuldsvermutung des sozialen Netzwerkes fest. "99 Prozent von dem, was Nutzer sehen, ist authentisch. Nur ein Bruchteil der Facebook-Inhalte sind Falschmeldungen und Lügen", schrieb Zuckerberg in einem Statusbeitrag. Dass Facebook die Wahl beeinflusst habe, halte er nach wie vor für "extrem unwahrscheinlich".

Trump: Wahlsieg dank Facebook

Anders sieht das der designierte US-Präsident Donald Trump. Er hat seinen Wahlsieg unter anderem auf die sozialen Netzwerke zurückgeführt. Dass er über Facebook, Twitter, Instagram und andere Online-Netzwerke ein so großes Publikum erreiche, habe ihm beim Stimmenfang in den umkämpften Staaten geholfen, sagte der Milliardär dem Fernsehsender CBS in einem Interview, das am Sonntag vollständig ausgestrahlt werden sollte.

"Ich habe all diese Staaten gewonnen, in denen sie (die Demokraten) viel mehr Geld ausgegeben haben als ich", sagte Trump. Er verwies auf die 28 Millionen Internetnutzer, die ihm in den sozialen Netzwerken folgen, und sagte, er habe alleine am Tag vor dem Interview 100.000 Abonnenten hinzugewonnen.

Der Republikaner lobte die Möglichkeiten der Netzwerke als "großartig": "Wenn jemand etwas Schlechtes über mich erzählt, oder etwas Falsches, kann ich zum Gegenangriff starten", sagte er.

Trump äußerte zugleich sein Bedauern darüber, dass er als US-Präsident demnächst nicht mehr so frei im Netz kommentieren kann wie bisher. "Ich werde mich zurückhalten müssen, wenn ich sie weiter benutze", sagte er über die sozialen Netzwerke. (red/APA, 13.11.2016)