Foto: Getty Images/iStockphoto/ Bogdanhoda
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Pro
von Mia Eidlhuber

Vielleicht ist die Mode doch viel weniger oberflächlich, als wir gemeinhin vermuten. Und vielleicht will sie uns auf ihre Weise etwas mitteilen. Wer weiß? Denn wo es früher noch munter "Bitte lässig die Ärmel aufkrempeln" hieß, sind wir heute modisch offensichtlich aufgefordert, genau das mit unseren Hosenbeinen tun. Die Frage ist bloß, warum?

Vielleicht um besser durch den weltpolitischen Schlamm zu waten – weil uns das Wasser, wenn schon nicht bis zum Hals, ganz sicher aber bis zu den Knöchel steht. Was sagen uns die Bilder von Modeikonen, die obenrum in dicke Mäntel gehüllt sind, aber untenrum luftiges Schuhwerk tragen? Wir können uns noch so warm anziehen, die Zeiten bleiben frostig!

Es mag sein, dass der Welt der Sinn für das Subtile abhandengekommen ist. Aber wir, also diejenigen auf freiem Fuß, setzen vielleicht da und dort ein Zeichen für nackte Tatsachen. Und dieser kleine Finger-, besser Knöchelzeig ist längst nicht mehr bloß Frauen vorbehalten. Sexy war das schon immer, jetzt ist es, so scheint es, auch ein Statement! Ein sehr, sehr cooles obendrein!

Kontra
von Sascha Aumüller

Schon einmal James Bond gesehen, wie er auf dem Ötztaler Gletscher bloßfüßig in Turnschlapfen steckt, die Welt retten will und dann leider umknöchelt? Eben. In "Der Löwe im Winter" hat Katharine Hepburn als Königin Eleonore auch nicht in Flip-Flops intrigiert.

Also kann es hier nicht um saisonal getriebene modische Vorschriften gehen. Wir verhandeln gerade die Bedeutung von Beinkleidern um die Fesseln in ihrer ganzen historischen Dimension.

Der Kalte Krieg wäre für Bond nicht zu gewinnen gewesen, hätte er untenrum ständig gefroren. Und ohne feste Schuhe hätte Eleonore auf Burg Chinon bestimmt kalte Füße bekommen beim Wegputschen ihres Ehegatten King Henry II. "Na und", wenden Sie jetzt ein, "ich will an dieser Stelle eine Einschätzung lesen, ob ich im urbanen Winter knöchelfrei im Büro auftauchen kann." Bitte schön:

Mein ellenlanger Chef hat sein fesselndes Editorial wieder einmal in viel zu kurzen Hosen geschrieben. Seine Fesseln hielt er dabei aber seriös bedeckt: mit bunten Ringelsocken. Noch Fragen? (RONDO, 21.11.2016)