Bevor die Radioleute von Ö1 und FM4 auf den Küniglberg wechseln sollen, kommt das oberste ORF-Gremium am Donnerstag noch einmal ins Funkhaus. Die Belegschaft dort will ihren städtischen Standort nicht aufgeben, wie sie schon mit vielen Protestaktionen untermauerte.

Foto: STANDARD/Corn

Wien – Es könnte die letzte Sitzung des obersten ORF-Gremiums im Wiener Funkhaus werden: Weil ihr Ausweichsitzungssaal auf dem Küniglberg saniert wird, weichen die Stiftungsräte Donnerstag in die Argentinierstraße aus.

Eine Stadtadresse, die viele Radiomitarbeiter lieber behielten, als wie geplant in den 2020ern auf den Küniglberg zu übersiedeln. In ein Programmcenter, das wegen weit teurerer Sanierung anderer Gebäude und Anrainerprotesten stetig zu schrumpfen scheint. Der ORF hat den Großteil des Funkhauses de facto schon verkauft.

In einem Sonderfinanzausschuss hat sich der Finanzausschuss des Stiftungsrats gerade mit potenziell teuren Verzögerungen für das 303-Millionen-Projekt Küniglberg befasst. Bis März 2017 verspricht der ORF ihnen Klarheit über Kosten und Komplikationen mit der Flächenwidmung in Wien-Hietzing.

Stiftungsrat am Donnerstag

Donnerstag sollen die Stiftungsräte über das neue Schema von Ö1 ab Mai 2017 abstimmen. Auch dagegen haben die Redakteure schon per Resolution protestiert – wegen deutlich weniger Sendezeit für Wissenschaft, für Musik, für manche Wortsendungen. Die Redakteure kritisieren aber vor allem ein Schema unter dem Diktat von Sparvorgaben. In ersten aufgeregten Tweets aus dem Funkhaus war von 1,4 Millionen Euro weniger die Rede, je die Hälfte für Radioinformation und Ö1. Radiodirektor Karl Amon dementierte die Werte damals, am Beginn der Budgetverhandlungen, als "zu hoch".

Nun legte ORF-General Alexander Wrabetz den Stiftungsräten seinen Budgetansatz für 2017 vor. Mit 42 Millionen Euro "Finanzierungslücke" – immerhin 39 Millionen weniger als in der vor einem Jahr erstellten Finanzvorschau für 2017.

Einsparungen

Die sparte Wrabetz nach eigenen Worten bei Personal, Verwaltung, Produktionsbudgets, mit gestrichenen oder verschobenen Investitionen, bei der Abrufplattform Flimmit und dem Start-up-Cluster, Projekten von Wrabetz' Gegenkandidat Richard Grasl.

Die "Lücke" von 42 Millionen Euro will Wrabetz zum Teil mit weiteren Einsparungen schließen – damit will sich der ORF-Betriebsrat kommende Woche in einer Klausur auseinandersetzen. Und zum wohl größeren Teil aus zusätzlichen Erlösen: Im Dezember dürfte Wrabetz einen Antrag auf Gebührenerhöhung stellen. 10,5 wurden voriges Jahr noch kalkuliert, es dürften nun eher sechs bis acht Prozent werden. Über den Antrag dürfte der Stiftungsrat erst im Dezember abstimmen – wohl wieder auf dem Küniglberg. (fid, 16.11.2016)