Nicht mehr nur "im Auftrag": Die Wiener Linien wollen künftig selbst für Sicherheit sorgen.

Foto: Johannes Zinner/Wiener Linien

Wien – Erst im April haben die Wiener Linien den privaten Sicherheitsdienstleister Securitas beauftragt, um in U-Bahn-Stationen und -Zügen zu patrouillieren. Die Mitarbeiter sollten in Zweierteams auf die Einhaltung der Beförderungsbedingungen und der Hausordnung achten. Nur wenige Monate später plant das Verkehrsunternehmen nun, die Aufgaben selbst in die Hand zu nehmen.

Ein Tochterunternehmen namens Wiener Linien Sicherheits- und Bewachungsdienst ("WL SUB") soll künftig "konsequent gegen rabiate Schwarzfahrer, psychotische Fahrgäste und Bettler, die partout nicht die Station verlassen möchten, vorgehen", steht in einem dem STANDARD vorliegenden Dokument. Es gehe nicht nur um die Tatsache, dass Mitarbeiter und Passagiere in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher sind, sondern auch darum, "dass sich alle sicher fühlen".

Laut Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang liegt der Entscheidung weder ein Anstieg bei Übergriffen noch Unzufriedenheit mit dem bisherigen Auftragnehmer zugrunde. Im Gegenteil sei die Arbeit der Sicherheitskräfte so gut angekommen, dass man das Mandat nun innerhalb des Unternehmens institutionalisieren will.

Bei Securitas könne man zu einer möglichen Auflösung des Vertrages keine Auskunft geben, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. "Uns ist aktuell nicht bekannt, wie lange wir genau noch in jetziger Form für die Wiener Linien tätig sein werden", heißt es in einem Statement.

Hilfe in brenzligen Situationen

Die Wiener-Linien-Tochter soll bereits in den kommenden Wochen gegründet und Mitarbeiter ab Beginn des kommenden Jahres rekrutiert und ausgebildet werden. Sie sollen noch im ersten Halbjahr 2017 im Netz unterwegs sein, wobei die Stellenbeschreibung laut Lang nicht weiter von jener der Securitas-Mitarbeiter abweichen wird. "Sie helfen Fahrgästen in brenzligen Situationen, schützen aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", heißt es in dem Papier.

Die Beschäftigten des neuen Wachkörpers dürfen bei der Beobachtung strafbarer Handlungen wie alle Bürger bis zum Eintreffen der Polizei vom Anhalterecht Gebrauch machen. Darüber hinaus dürfen sie Personen bei Verstößen gegen das Hausrecht von Liegenschaften verweisen. Eine besondere Ausstattung oder Bewaffnung sei nicht vorgesehen.

Da man sich derzeit in der Planungsphase befinde, seien Aussagen zur vorgesehenen Zahl neuer Mitarbeiter oder zur Rechtsform des Unternehmens nicht möglich, sagte Lang. Die Einführung der Tochterfirma ist Teil eines größeren Servicekonzepts, das auch "das Bild der Stationswarte in Richtung mehr Präsenz gegenüber den Fahrgästen wandeln" soll. (Michael Matzenberger, 17.11.2016)