Der Eierstockkrebs ist eine aggressive Tumorerkrankung, die in der Regel erst im Spätstadium entdeckt wird. Bei Frauen ist er die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache, die Behandlung verbesserungswürdig.

Eine Forschungsallianz des Zentrums für Tumor- und Immunbiologie (ZTI) sowie der Klinik für Gynäkologie der Philipps-Universität Marburg liefert möglicherweise eine neue Basis für die Therapie des Eierstock-Krebs. Sie entdeckten ein Kommunikations-Netzwerk zwischen Tumor- und Immunzellen, welches über die Ausschüttung von Signal-Proteinen Tumorzellen aggressiver macht und Immunzellen hemmt. Diese Erkenntnisse sind eine vielversprechende Grundlage für die Entwicklung innovativer Wirkstoffe und neuer therapeutischer Prinzipien.

"Wir konnten nachweisen, dass ein das Tumorwachstum förderndes Protein durch bestimmte Fettsäuren im Bauchwasser der Patientinnen aktiviert wird", erklärt Sabine Müller-Brüsselbach, Leiterin am Marburger Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung (IMT). Demnach gelange der Aktivator für den Rezeptor "PPARβ/δ" aus dem für diese Krebs-Form typischen Bauchwasser (Aszites) durch die Zellmembranen in den Zellkern. Dort aktiviere er bestimmte Gene, die zur Ausbreitung von Tumorzellen beitragen könnten.

Interne Umprogrammierung

Dabei spielten nicht nur Tumorzellen, sondern auch durch den Tumor umprogrammierte Immunzellen eine entscheidende Rolle. Von Bedeutung ist noch ein weiteres Ergebnis: Die Forscher konnten zeigen, dass ein gemeinsam mit dem Team von des Marburger Instituts für Pharmazeutische Chemie entwickelter Hemmstoff die Aktivierung von PPARβ/δ blockiert. Der Hemmstoff soll nun in präklinischen Studien weiter untersucht werden.

Darüber hinaus konnte ein umfangreiches Kommunikations-Netzwerk zwischen Tumor- und Immunzellen im Aszites aufgedeckt werden. Dabei spielen zahlreiche von diesen Zellen ausgeschüttete Moleküle eine entscheidende Rolle. Diese Moleküle docken nach ihrer Freisetzung an andere Zellen an und beeinflussen deren Funktion; so können sich Tumorzellen etwa verstärkt ausbreiten, werden gegen Chemotherapeutika resistent oder hemmen die Immunabwehr.

Vorhersagen machen

Besonders wichtig: Die Forscher stellten für einige dieser Moleküle auch einen deutlichen Zusammenhang mit dem klinischen Verlauf und dem Überleben der Patientinnen fest. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für weiterführende Untersuchungen. Sie sollen klären, welche dieser Signal-Mechanismen sich als therapeutische Ziele eignen könnten.

Der Aszites ist besonders wertvoll als Untersuchungsmaterial, da es sehr viele Tumor- und Immunzellen enthält und so Forschungsarbeiten mit einem direkten klinischen Bezug ermöglicht: "Ein herausragendes Beispiel fachübergreifender Zusammenarbeit zwischen klinischen und grundlagenorientierten Forschern", betont Müller-Brüsselbach. (red/idw, 21.11.2016)