In Vergleichen mit seinem Mentor Jörg Haider kommt Heinz-Christian Strache meist schlecht weg.

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Dieser Tage jährt sich nicht nur die Klubobmannschaft von Heinz-Christian Strache zum zehnten Mal, es war im September auch genau 30 Jahre her, dass Jörg Haider auf dem Innsbrucker Parteitag 1986 den FPÖ-Vorsitz übernommen hatte. In Vergleichen mit seinem ehemaligen Mentor Haider kommt Strache meist schlecht weg: Haider-Kopie, fehlendes Charisma, mangelnde Intelligenz – so lauten üblicherweise die Urteile.

Nicht dass diese Diagnose zwingend falsch wäre. Sie ist aber zu oberflächlich, weil sie auf einem im medialen Diskurs weit verbreiteten Missverständnis beruht: dass nämlich jene Eigenschaften, die einem zu gutem Auftreten in der Öffentlichkeit verhelfen, dieselben sind, die einen erfolgreichen Politiker ausmachen. Die Parameter für politischen Erfolg sind aber andere als jene für medialen Erfolg.

Stabilität im Führungspersonal

Der Erfolg der Strache-FPÖ beruht unter anderem auf zwei Säulen, die medial zu selten Beachtung finden: stabile Personalpolitik und konsequente Themensetzung.

Wie die erste Grafik zeigt, ist einer der augenscheinlichsten Unterschiede zwischen Haider und Strache die Stabilität im politischen Führungspersonal, mit dem sie sich umgeben. Zwischen 1986 und 1999 gab es alle ein bis zwei Jahre Wechsel im Generalsekretariat der Partei. Ähnlich ging es in der Regierungszeit ab 2000 weiter, als Haider nicht mehr offiziell Parteiobmann war.

Im krassen Gegensatz dazu sind die derzeit amtierenden FPÖ-Generalsekretäre, Herbert Kickl und Harald Vilimsky, schon seit 2005 beziehungsweise 2006 in ihrer Funktion. Demselben stabilen Kreis von Strache-Vertrauten entstammt übrigens auch Norbert Hofer, der gute Chancen hat, erster freiheitlicher Bundespräsident Österreichs zu werden – ein persönlicher Erfolg, den ein Parteiobmann auch erst einmal aushalten muss.

Ein weiterer Erfolgsfaktor der FPÖ unter Strache ist das konsequente Bespielen des Themas Immigration. Natürlich war Zuwanderung auch unter Haider schon von hoher Bedeutung. Die zweite Grafik zeigt aber anhand von Daten der Autnes-Wahlprogrammanalyse, dass das Thema seit 2005 für die FPÖ deutlich wichtiger geworden ist. Davor widmeten sich im Schnitt nur rund vier Prozent der Textmenge der FPÖ-Wahlprogramme dem Thema Zuwanderung. Für die Wahlen unter Straches Obmannschaft (2006, 2008 und 2013) beträgt der Wert im Mittel 15 Prozent.

Was manche als thematische Verengung sehen mögen, macht sich in Zeiten steigender Zuwanderung bezahlt: Die Auseinandersetzung um Immigration und Integration ist der dominante politische Konflikt der Gegenwart. Strache und sein Umfeld haben das von Beginn an erkannt und für ihre Zwecke zu nutzen gewusst.

Wie immer man auch zur FPÖ und ihren Inhalten stehen mag, eine stabile Personalpolitik und ein schärferes inhaltliches Profil sind zwei der Gründe, warum ich Heinz-Christian Strache in Summe für einen besseren Politiker als Jörg Haider halte.

Bewährungsprobe steht erst an

Natürlich muss man einschränken, dass die tatsächliche Bewährungsprobe für die Strache-FPÖ erst ansteht. Zumindest bis zur nächsten Nationalratswahl werden wir noch warten müssen, um zu sehen, ob die heutige FPÖ besser fürs Regieren aufgestellt ist als die FPÖ im Jahr 2000.

Dabei wird entscheidend sein, ob es für die innerparteilichen Querelen, die durch eine Regierungsbeteiligung unvermeidlich sind (inhaltliche Kompromisse in der Koalition, sinkende Umfragewerte, verlorene Landtagswahlen), ein gutes Konfliktmanagement gibt.

Bisher haben alle FPÖ-Regierungsbeteiligungen entweder in Koalitionsbruch (1986 und 2002) oder Parteispaltung (2005) geendet – jedes Mal unter tatkräftiger Mitwirkung Haiders. Ob die Partei mit ihrer jetzigen Führung daraus gelernt hat, wird die Zukunft weisen. (Laurenz Ennser-Jedenastik, 24.11.2016)