Um 20 Prozent könnten die Baukosten gesenkt werden, glaubt der Experte.

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"Wir kennen die Bedürfnisse der Menschen nicht mehr", sagte Jörg Wippel, Geschäftsführer des Bauträgers wvg, bei der Tagung "Zukunft Wohnen: Bedürfnis – Wunsch – Wirklichkeit" am Mittwoch. Angebot und Wirklichkeit würden am Wohnungsmarkt weiter denn je auseinanderklaffen, sagte Volksanwältin Gertrude Brinek.

Durch die Einigung im Finanzausgleich, die nach eineinhalb jähriger Verhandlungszeit vor wenigen Wochen erzielt wurde, sieht Wippel nun ein einmaliges "Window of Opportunity" nach Jahrzehnten des Stillstands in der Wohnbaupolitik. Die darin beschlossene Verländerung des Wohnbauförderungsbeitrags sowie die geplante Rücknahme von überhöhten Standards und Normen sei eine regelrechte Zäsur und eine Chance für den Wohnbau.

Gelegenheit also, die Bedürfnisse neu zu evaluieren, forderten die Experten bei der Tagung, die von der Volksanwaltschaft in Kooperation mit dem Forum Wohn-Bau-Politik veranstaltet wurde. Einig war man sich, dass es an Leistbarem fehlt. Besonders junge Menschen, Niedrigeinkommensbezieher und Ausländer sind laut WIFO-Experte Michael Klien betroffen.

Zu wenige kleine Wohnungen

Er kritisierte ein zu geringes Angebot bei kleinen Wohnungen. Einen Hebel bieten für ihn die im Finanzausgleich festgelegten Wohnbauprogramme der Länder, in denen, so seine Hoffnung, nicht nur die Anzahl der geplanten Wohnungen für mindestens zwei Jahre festgeschrieben werden soll, sondern auch für wen überhaut gebaut wird: "Ich hoffe, dass da ein Sinneswandel einsetzt, dass man sich hinsetzt und überlegt: Was wird gebraucht?", so Klien.

Durch die geplante Rücknahme der Normen und die bundesweite Vereinheitlichung der Bauordnungen könnte man laut Wippel die Baukosten – bei Gemeinnützigen würden diese aktuell zwischen 1500 und 2000 Euro pro Quadratmeter liegen – um mindestens 20 Prozent senken, etwa indem bei Stellplätzen oder Fensterfronten gespart wird. Und auch bei Allgemeinflächen, so Wippel: "Wir stellen fest, dass die Mehrheit am Ende als erweiterte Abstelllandschaft genutzt wird." (zof, 30.11.2016)