Video vom Tag eins des Mediengipfels

Mediengipfel Lech

Am Podium in Lech (von links nach rechts): EU-Abgeordneter Othmar Karas, der ehemalige bayrische Ministerpräsident Günther Beckstein, Afrikaexperte Hans Stoisser, NY-Times-Korrespondentin Alison Smale, der ehemalige tschechischer Außenminister Karel Schwarzenberg und STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid.

Foto: pro.media kommunikation/APA-Fotoservice/Lechner

"Es ist wichtig, dass die Bevölkerung nicht zu viel Angst vor dem Ungewissen hat. Die Wähler haben deutlich gezeigt, dass sie mutiger geworden sind als die Politiker", sagte Alison Smale, New-York-Times-Korrespondentin in Berlin, zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahl und dem Brexit-Votum. Smale sieht die Europäische Union jetzt gezwungen zu handeln, da andere Länder sowohl politisch und wirtschaftlich an Europa vorbeigezogen sind. "Unsere Zukunft in Europa – Potenziale einer neuen Risikogesellschaft", darüber wurde zum Auftakt des zehnten europäischen Mediengipfels in Lech am Arlberg Donnerstagabend unter der Moderation von STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid diskutiert.

Ausschwärmen und Zurückkommen

Smales Meinung teilte auch der Afrika-Experter Hans Stoisser. Er sieht das Potential der Union im "Ausschwärmen und Zurückkommen". Vor allem durch sein Leben und Arbeiten in afrikanischen Ländern sei ihm die Wichtigkeit einer gemeinsamen Identität klar geworden. Durch Auslandserfahrungen sollen die EU-Bürger diese Identität stärken und so künftig mehr zusammenarbeiten und Krisen gemeinsam bewältigen können. Die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit sieht auch Othmar Karas, Mitglied des Europäischen Parlaments. Er macht deutlich: "Wir haben aufgehört, Politik zu machen, wir sind zu feig und zu bequem geworden." Für ihn steht fest: "Die EU muss nach vorne gehen!"

Nörgeln "auf hohem Niveau"

Felix Beckstein, der ehemalige bayrische Ministerpräsident, fand in der Diskussion, dass die deutsche und österreichische Bevölkerung "auf hohem Niveau nörgelt". Laut Beckstein befinden wir uns ohnehin in einer offenen Gesellschaft. Er nahm damit Bezug auf die vorhergehende Rede von Karel Schwarzenberg, dem ehemaligen tschechischen Außenminister. Dieser äußerte sich zum Brexit-Votum eher kritisch und sagte: "Man hat im Parlament in Brüssel nicht viel getan, um Großbritannien in der Europäischen Union zu halten." Dem widersprach Karas. Er sieht deutliche Mängel in der Entscheidungsfindung im Parlament. Die Einstellung der Mitgliedsstaaten zum Thema Zusammenarbeit und gemeinsame Entscheidungsfindung müsse sich ändern, um positive Ergebnisse im Parlament zu erzielen.

Auf die abschließende Publikumsfrage, was die junge Generation konkret machen kann, um die Europäische Union positiv in die Zukunft zu lenken, waren sich die Referenten einig – wichtig sei nicht, was genau getan wird, sondern dass überhaupt gehandelt werde, und dass begonnene Projekte endlich zu Ende gedacht würden. Karas brachte dies deutlich zum Ausdruck, indem er Beispiele aus der Vergangenheit nannte wie das Schengen-Abkommen. Mit diesem wurden zwar die Innengrenzen gesichert, nicht aber die Außengrenzen Europas. (Saskia Heel, 2.12.2016)