Rentiermutter mit Kalb auf Spitzbergen.

Foto: imago/Nature Picture Library

Liverpool – Laut einer aktuellen Studie werden Rentiere auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen seit Jahren stetig leichter und kleiner, gleichzeitig wachsen aber ihre Populationen. Verantwortlich für diese Entwicklung sei der Klimawandel, berichten Wissenschafter des schottischen James-Hutton-Forschungsinstituts und des norwegischen Instituts für Naturforschung.

In den vergangenen 16 Jahren habe das Gewicht ausgewachsener Rentiere auf der Inselgruppe um zwölf Prozent abgenommen, so die Forscher. Ein ausgewachsenes Rentier, das 2010 geboren wurde, wiege demnach im Durchschnitt nur noch 48 Kilogramm und damit um sieben Kilogramm weniger als ein 1994 geborener Artgenosse.

"Zwölf Prozent Gewichtsverlust erscheinen nicht viel, doch wenn man bedenkt, welche wichtige Rolle das Körpergewicht bei der Fortpflanzung und beim Überleben spielt, ist der Unterschied möglicherweise enorm", sagte der Hauptautor der Studie, Steve Albon (James-Hutton-Institut), bei einer Tagung der British Ecological Society (BES) in Liverpool.

Gefährliche Entwicklung

Nach Angaben von Albon und Kollegen sei der Klimawandel dafür verantwortlich. "Wärmere Sommer sind für Rentiere großartig", so Albon. Durch das üppigere Nahrungsangebot steige die Wahrscheinlichkeit, dass Weibchen trächtig würden. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Zahl der Rentiere auf Spitzbergen nahezu verdoppelt. Albon: "Aber die Winter werden zunehmend problematisch."

Denn der Temperaturanstieg führe zu stetig milderen Wintern mit häufigerem Regen. Am Boden gefriere das Regenwasser dann zu Eisschichten, und die Rentiere würden viel schwerer als bei Schneefall an ihre Futterpflanzen herankommen. "Sie hungern, ihre Jungen kommen zu früh zur Welt oder mit deutlich niedrigerem Gewicht als früher."

Mehr, aber kleinere Tiere und zunehmendes Bodeneis könnten langfristig katastrophale Auswirkungen auf den Bestand haben, warnen die Wissenschafter. Sie untersuchen die Entwicklung der Rentierbestände auf Spitzbergen seit 1994 intensiv. (APA, red, 12.12.2016)