Von einem Raumschiff, mit dem sich der Mars erreichen lässt, ist die Initiative Mars One noch weit entfernt. Vorerst existiert die nötige Technologie nur in Form von schicken PR-Illustrationen.

Illustr.: Mars One

Berlin – Ein Mars-Flug ohne Rückflugticket, für den sich jeder bewerben kann: Das Konzept, mit dem das niederländische Projekt Mars One seit einigen Jahren von sich reden macht, klang von Anfang an unglaubwürdig. Nicht nur Wissenschafter zweifelten daran, dass es der Initiative gelingen wird, den Roten Planeten zu erreichen und dort eine dauerhaft bewohnbare Siedlung zu errichten. Und tatsächlich hat Mars One seinen Zeitplan wieder einmal geändert.

Der Start der ersten bemannten Mission zum Roten Planeten verschiebt sich demnach um mehrere Jahre. Losgehen soll es nach derzeitigem Fahrplan im Jahr 2031, Ankunft wäre nach rund siebenmonatigem Flug 2032. Tests und Erkundungen ohne Menschen sind schon früher vorgesehen: ab 2022. Die Investitionen müssten in Fahrt gebracht werden, erklärte Mitbegründer Bas Lansdorp, ein Unternehmer und Ingenieur.

Kapital für die nächsten Schritte

Wie das funktionieren soll? Neben der gemeinnützigen Stiftung, der Mars One Foundation, ist kürzlich eine britische Aktiengesellschaft ins Leben gerufen worden. Sie heißt Mars One Ventures und hat Anfang Dezember knapp 250.000 Aktien ausgegeben. Die Gesellschaft soll so das nötige Kapital für die nächsten Schritte einbringen – zunächst einmal ist die Rede von bis zu zehn Millionen Euro. Es geht darum, das gesamte Projekt zu vermarkten: Die Gesellschaft hält unter anderem die Rechte für Merchandising, Übertragung, Spiele und Apps.

Die Stiftung hingegen ist zuständig für Auswahl und Training der künftigen Astronauten. 2017 will Mars One mit der Auslese weitermachen, auch das ist später als ursprünglich vorgesehen. Aus derzeit noch 100 Anwärtern sollen mehrere je vierköpfige Gruppen ausgewählt und für jahrelanges Missionstraining eingestellt werden.

Kandidaten gehen verloren

Das ist auch nötig, denn schon seit diesem Sommer zeichnet sich Kandidatenschwund bei Mars One ab. Die Stiftung teilte mit, Anwärter seien aus persönlichen Gründen ausgeschieden und andere Bewerber nachgerückt. Ein italienischer Top-100-Kandidat zum Beispiel überlegte es sich anders, weil er sich verliebte und auf der Erde bleiben will, wie er der Zeitung "Il messagero" sagte. Insofern dürfte es angesichts des geplanten Starts 2031 eine Herausforderung sein, die Laien-Bewerber überhaupt bei der Stange zu halten. Welches Team als erstes zum Mars aufbricht, soll sich im Jahr des Starts entscheiden.

Finanzen und Kandidaten sorgten damit bereits rund 15 Jahre vor dem derzeit vorgesehenen Start für Probleme. Um Fragen der Technik – nicht ganz irrelevant bei dem Thema – geht es noch gar nicht im Detail. Raumfahrtexperten betonen seit Bekanntwerden der Pläne, dass die bisher bekannten Ideen unausgegoren klingen.

Sterben auf dem Mars

Ohnehin steht die Frage im Raum, wie das Geld für die geplanten Missionen zusammenkommen soll. Allein der Marsflug der ersten vier Menschen soll sechs Milliarden Dollar kosten. Und mehrfach bezeichneten Experten die von Mars One veranschlagten Kosten als um ein Vielfaches zu niedrig. Auf der Projektwebseite wird argumentiert, dass die Kosten niedriger lägen, da kein Rückflug vorgesehen sei. Die Menschen dort oben sich selbst zu überlassen, ist für viele aber auch ein ethisches Problem. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt zum Beispiel will sich daher grundsätzlich nicht äußern.

Der Faszination Mars gingen Forscher zuletzt anderweitig nach: Ein kleines Team lebte 365 Tage in einem Kuppelbau auf Hawaii und simulierte dort ein Leben wie auf dem Mars. In diesem Jahr ging das von der US-Raumfahrtbehörde NASA geförderte Projekt zu Ende. Die deutsche Teilnehmerin Christiane Heinicke, Geophysikerin, sagte dem Bayerischen Rundfunk danach, sie würde bei Gelegenheit auch zum echten Mars reisen. Aber nur, "wenn die Technik ausgereift ist, die richtigen Menschen dabei sind und es einen Rückflug zur Erde gibt". (APA, red, 16.12.2016)