Bettwäsche, Stofftiere, Vorhänge, Teppiche – Tabakrückstände werden von Textilien aufgenommen und können dadurch über die Haut in den Körper von Kindern gelangen.

Foto: Heribert CORN, corn@corn.at

Tabakrückstände gelangen nicht nur über die Atemwege in den Körper, sondern bleiben auch an textilen Oberflächen haften und werden über die Haut aufgenommen, das zeigt eine aktuelle Studie deutscher und dänischer Wissenschafter. Babys und Kleinkinder in der Obhut rauchender Erwachsener sind daher besonders gefährdet. Denn es nützt wenig, nur in Gegenwart des Kindes auf das Rauchen zu verzichten oder den Raum, in dem geraucht wurde, zu lüften. Schadstoffe von den Oberflächen werden weiterhin an die Raumluft abgegeben, krebsfördernde Reaktionsprodukte gebildet und im Hausstaub angereichert.

Umso jünger Kinder sind, desto mehr Zeit verbringen sie im Beisein von oft rauchenden, Bezugspersonen. Tabaktoxine bleiben, laut der Studie, auch an Kleidung, Teppichen, Möbeln oder an Nahrung haften. Da Kleinkinder sich eher in Bodennähe aufhalten und viele Dinge in den Mund nehmen, können diese Gifte auch durch Kontakt mit Stofftieren oder Kleidung über die Haut aufgenommen werden.

Eine Studie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich wies nach, dass es pro gerauchter Zigarette eine Frischluftmenge von mehr als 19.000 Kubikmeter braucht, um den Geruch zu beseitigen. Das entspricht etwa der Größe der Ballsporthalle (Halle B) in der Wiener Stadthalle. Und selbst in dieser geruchlosen Verdünnung ist der Rauch noch krebsfördernd.

Anfälliger für Schadstoffe

Passivrauch ist für Erwachsene äußerst ungesund, für Kinder aber noch weitaus schädlicher. Denn im Entwicklungsstadium ist die Fähigkeit der kindlichen Organe zur Entgiftung von Schadstoffen noch nicht voll ausgebildet. Und die höhere Stoffwechselrate macht den kindlichen Organismus anfälliger für Schadstoffe. Kinder machen pro Zeiteinheit mehr Atemzüge und haben relativ gesehen ein höheres Atemminutenvolumen. Sie atmen also im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht auch mehr giftige Substanzen ein. Zu Hause oder im Auto sind Kinder Passivrauch am häufigsten ausgesetzt.

In etlichen EU-Ländern gibt es daher ein Verbot für Rauchen im Auto, wenn ein Kind mitfährt. Denn die Schadstoffkonzentration ist auch bei geöffnetem Fenster und vor allem am Rücksitz hoch. Eine Studie der Harvard Universität ergab Spitzenwerte bei geöffnetem Fenster von 505 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft, dem Zehnfachen des EU-Grenzwerts. Ohne Zigarettenrauch betrug die Feinstaub-Belastung im Auto 12,5 Mikrogramm. Die erste österreichische Studie zur Feinstaubbelastung beim Rauchen im Auto, die an der Medizinischen Universität Wien durchgeführt wurde, bestätigt diese Ergebnisse.

In keinem anderen Bereich der Suchtprävention ist die Forschungslage so gut wie zum Tabakkonsum. Und auch die präventive Botschaft ist klar: Rauchen und Passivrauchen sind schädlich. Es gibt keine Unbedenklichkeitsgrenze. Zigarettenrauch ist gefährlicher Feinstaub. Die Feinstaub-Konzentration, die ein Raucher zu sich nimmt, übersteigt die Werte in Großstädten bei weitem. (red, 14.12.2016)