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Weil alkoholische Getränke für viele nicht leistbar sind, wird auf Selbstgebranntes, Haushaltsreiniger oder Kosmetika zurückgegriffen (Symbolfoto).

Foto: REUTERS / Thomas Peter

Irkuzk – Nach dem massenhaften Verzehr von alkoholhaltigem Badezusatz ist die Zahl der Toten im sibirischen Irkuzk auf 58 gestiegen. Am Dienstag waren noch Dutzende Vergiftungsopfer in Krankenhäusern, meldete die Agentur Interfax. Etwa die Hälfte von ihnen seien in "äußerst kritischem Zustand". Der Gouverneur des Gebiets Irkuzk, Sergej Lewtschenko, rief einen Tag der Trauer aus.

Die vergifteten Männer und Frauen stammten alle aus demselben Teil der sibirischen Stadt, die rund 5.000 Kilometer östlich von Moskau nahe des Baikalsees liegt. Sie tranken das Kosmetikprodukt "Bojaryschnik" (Weißdorn) wohl gezielt als Alkoholersatz. Die Flaschen enthielten hochgiftiges Methanol. Ermittler haben bisher zwei Werkstätten gefunden, in denen der Badezusatz illegal hergestellt worden sein soll.

Der am Montag über die Stadt verhängte Notstand wurde auf das gesamte Irkuzker Gebiet ausgeweitet. Der Gouverneur teilte zudem mit, dass auch das Verkaufsverbot für methanolhaltige Produkte, die nicht zum Verzehr vorgesehen sind, vorläufig überall im Gebiet gelte.

Viele arme Bewohner der ehemaligen Sowjetunion greifen auf alkoholhaltige Parfums, Gesichtswasser, Haushaltsreiniger oder Selbstgebranntes zurück, weil sie sich alkoholische Getränke nicht leisten können. Seit einer Preiserhöhung bei alkoholischen Getränken im vergangenen Jahr, mit der die Behörden den Alkoholismus eindämmen wollen, hat sich der Schwarzmarkthandel ausgeweitet. Viele der dort angebotenen Getränke sind gepanscht.

Flüssigkeit beschlagnahmt

Der nun in Sibirien konsumierte Badezusatz war laut Behörden deutlich als nicht zum Verzehr bestimmt gekennzeichnet, wurde aber wie Alkohol getrunken. Im Zusammenhang mit dem Vorfall gab es sieben Festnahmen – zum einen fand die Polizei die Produktionsstätte des Badezusatzes heraus und nahm die beiden Eigentümer fest, zum anderen gingen ihr fünf mutmaßliche Verkäufer ins Netz. Geschäfte, die den Badezusatz verkauft hatten, wurden durchsucht, 500 Liter der Flüssigkeit beschlagnahmt.

Laut den amtlichen Statistiken starben im Jahr 2014 mehr als 15.000 Menschen in Russland am Konsum gepanschten Alkohols. Etwa die Hälfte des gesamten in Russland verkauften Alkohols sei illegal auf dem Markt, sagte Pawel Schapkin vom Zentrum zur Ausarbeitung einer staatlichen Alkoholpolitik. (APA, red, 20.12.2016)