Das Versuchspferd kann nicht an das Futter in einem der beiden grauen Behälter im Hintergrund gelangen – also ersucht es höflich um menschlichen Beistand.

Foto: Kobe University

Kobe – Wie sehr sich der Hund als erstes vom Menschen domestiziertes Tier auf die Kommunikation mit uns eingestellt hat, ist schon Gegenstand zahlreicher Studien gewesen. Aber auch die Domestikation des Pferds hat immerhin schon 6.000 Jahre auf dem Buckel. Und selbst wenn diese Beziehung weniger eng und zudem recht durchwachsen war – Pferde wurden auch als Schlachtvieh gezüchtet oder als Reittiere in Kriegen verheizt –, so scheint das lange Miteinander Spuren hinterlassen zu haben.

Forscher der japanischen Universität Kobe berichten im Fachmagazin "Animal Cognition" von einer Reihe von Experimenten, die sie mit Pferden des universitätseigenen Reitclubs durchgeführt hatten. Das Team um Monamie Ringhofer und Shinya Yamamoto konnte dabei feststellen, dass sich Pferde aktiv an Menschen wenden, wenn sie mit einem Problem konfrontiert sind, das sie nicht selbst lösen können.

Die Versuche

In einem ersten Versuch platzierten die Forscher Futterbehälter mit Karotten knapp außerhalb der Pferdekoppel und damit außer Reich-, aber nicht Sichtweite der Tiere. Diese wandten sich daraufhin an einen Menschen, der außerhalb des Gatters stand, und signalisierten ihm, dass sie Hilfe brauchen: Sie näherten sich ihm, suchten den Blickkontakt oder stupsten ihn sanft an – all das deutlich intensiver als sonst.

Erstaunlich wurde es im zweiten Experiment. Hierfür wurden zwei verschiedene Situationen geschaffen: In der einen hatte der Mensch für das Pferd sichtbar beobachten können, wie das Futter versteckt wurde. In der zweiten schien es, als würde er nichts davon wissen. Es zeigte sich, dass Pferde vermeintlich ahnungslosen Menschen deutlich mehr Signale sandten als solchen, die aus ihrer Perspektive bereits Bescheid wussten. Sie passten ihr Verhalten also an den Wissensstand ihres Gegenübers an – eine Leistung, die man in Versuchen mit Menschenaffen schon oft festgestellt hat, Pferden aber nicht unbedingt zugetraut hätte.

Kommunikative Tiere

Die Forscher ziehen aus ihren Versuchen den Schluss, dass die mehrtausendjährige Domestikationsgeschichte des Pferds dazu geführt hat, dass es sich ähnlich wie der Hund stark auf uns Menschen eingestellt hat. Es würde sich daher lohnen, die kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten dieser Tiere näher zu untersuchen. Zu einem ähnlichen Befund war vor Kurzem erst eine norwegische Studie gekommen, in der festgestellt wurde, dass Pferde sogar über Symbole kommunizieren können, wenn sie Menschen ihre Wünsche mitteilen wollen. (red, 2.1.2017)